Full text: Auswahl für das Feld.

des linken Weichselufers, der christliche Herzog Swantepolk von 
Pommern, im Bunde mit den heidnischen Preußen, Kuren und 
Litauern. Bald ward es ein feiner Grundsatz der litauischen 
Staatskunst, dem nahenden Verderben durch die Taufe zu ent- 
gehen und alsbald nach entschwundener Gefahr zu den alten Göt- 
tern zurückzukehren. Trotz dieser ruhelosen Kämpfe schien ums 
Jahr 1260 der Besitz Preußens ziemlich gesichert. 
Aber noch einmal muß der Orden um die Eroberung, ja um 
sein Dasein kämpfen. Murrend ertragen die Besiegten den Uber- 
mut der fremden Kinderräuber, die jede Vermischung mit un- 
deutschem Blute herrisch verschmähen. Nicht einmal der Klerus 
lernt die Sprache der neuen Christen; von dem Treiben der deutschen 
Priester ist dem Preußen nichts verständlich, als der Hohn wider 
die alten Heiligtümer. Und wie der Deutsche selber nicht wagt, 
in den unheimlichen Stätten böser Geister, den heidnischen Götter- 
hainen, seinen Wohnsitz aufzuschlagen, so ist kein Samländer zu 
bewegen, den Pflug zu führen durch den heiligen Wald von 
Romove. Durch die Fremden erst lernt das staatlose Volk die 
schweren Opfer und Lasten wirklichen politischen Lebens kennen, 
die Preußen müssen Burgen bauen, Landwehrdienste leisten wider 
die Stammgenossen. Aus dem schleichenden Grolle der Krecht- 
schaft bilden sich neue, unholde Züge in dem harmlosen Volks- 
charakter. „Ein Preuß seinen Herrn verriet“, sagt das deutsche 
Sprichwort. Kein Preuße darf dem Deutschen einen Humpen 
reichen, er habe denn selbst zuvor daraus gekostet. In den Som- 
mernächten des Jahres 1261 geht ein geheimnisvolles Leben durch 
die preußischen Wälder, ein Oberpriester erscheint unter den ver- 
schworenen Heiden, aus den Kronen der Eichen verkündet die 
Stimme der alten Götter, daß die Stunde der Rache geschlagen. 
An der Spitze der Bewegung stehen preußische Edle gebildet" in 
deutschen Klosterschulen, deutscher Mannszucht gewohnt und bereit, 
den Herrn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Da ladet der 
wilde Ordensvogt auf Lenzenberg am frischen Haff eine Schar 
verdächtiger preußischer Edlen zu sich, zündet die Burg über ihren 
68
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.