treiben. Der Orden wiederholt die alten kühnen Ränke, verjagt
die Brandenburger (1308) — aber auch die Polen, und verlangt
von Polen für dies Werk der Befreiung eine unerschwingliche Ent-
schädigung. Als Polen sie zu zahlen verweigert, kauft der Orden
den Brandenburgern ihre Ansprüche auf Pomerellen ab (1311),
vertreibt alle polnisch Gesinnten, organisiert das Herzogtum zwi-
schen Weichsel und Leba als Ordensland und gewinnt die Gunst
der Bauern, indem er die unmenschlichen slawischen Frondienste
erleichtert. So tritt zu den längst blühenden Städten, der alten
Landeshauptstadt Kulm, der festen Elbing und der schönen Thorn,
die reiche Danzig hinzu. Diese alte flawisch-dänische Ansiedelung,
erst seit kaum hundert Jahren von einigen Deutschen bewohnt,
wächst unter der Ordensherrschaft mit wunderbarer Leben -kraft
empor. Eine Ordensburg erhebt sich an der Stelle des slawischen
Herzogsschlosses, und neben der Altstadt und dem slawischen Fischer-
viertel, dem Hakelwerke, entsteht, beide rasch überflügelnd, die deutsche
Jung-Stadt Danzig, reich begnadigt von dem neuen Landesherrn.
Durch diese verwegene Erwerbung mußte der oft gereizte Haß
der Polen endlich zum Losschlagen gedrängt werden. Und schon
hatte sich dem Orden im Osten ein zweiter schrecklicherer Feind
erhoben, das wilde Litauervolk, das damals, auf dem Gipfel
seiner Macht, die Lande bis Kiew und Wladimir beherrscht. Ein
ruheloses Grenzerleben war das Los der Deutschen ostwärts von
Königsberg. Wartleute des Ordens, unterhalten durch das schwere
Wartgeld der Umwohner, stehen in den kleinen Festen und Wacht-
häusern der weiten Grenzwildnis, die das Ordensland gegen die
Barbaren deckt. Mehrmals im Jahre ertönen die warnenden
Signale der Ordensleute. Dann retten sich Weiber und Kinder
in die Fliehhäuser des Ordens und die Landwehr rückt aus.
Lärmend sprengen die Feinde heran auf ihren kleinen Gäulen,
sengen und verwüsten, führen alles Lebendige hinweg in die Eigen-
schaft, als willkommene Ackerknechte in ihre entvölkerte Heimat.
Dies die unwandelbare Kriegskunst der Barbaren des Ostens, die
noch Peter der Große gegen die Deutschen geübt hat. — Auch
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