Full text: Auswahl für das Feld.

so die deutschen Herren han.“ Der Landmeister von Livland end— 
lich teilte seine Macht mit der Kirche. Nur in Preußen besaß 
der Orden unbeschränkte Staatsgewalt. Marienburg also sollte 
der neue Hochmeistersitz werden — eine glücklich gewählte Haupt- 
stadt, im Westen das noch ungesicherte Pomerellen beherrschend, 
in leichter Verbindung mit Deutschland und der See, etwa gleich 
weit entfernt von Thorn und Königsberg. Als der Hochmeister 
Siegfried von Feuchtwangen in Marienburg einzog (1309) und 
die Pflichten des Landmeisters in Preußen selbst übernahm, da 
war entschieden, daß der Orden der verlebten Romantik orien- 
talischer Kreuzfahrt den Rücken wandte und allein dem Ernste seines 
zukunftreichen staatlichen Berufes leben wollte. 
Und alsbald bewährte sich, welche nachhaltige Kraft dem Orden 
aus seiner weltlichen Gewalt erwuchs. Trefflich unterrichtet durch 
die ganz moderne Einrichtung einer ständigen Gesandtschaft bei 
der Kurie, den Ordensprokurator, wußte der Hochmeister, daß Rom 
seine Schafe nicht ohne die Wolle weide, beschwichtigte eine Weile 
den päpstlichen Zorn durch das bewährte Mittel der Handsalbe 
und zog endlich selbst gen Avignon, wo er bald erfuhr, daß der 
Staat der deutschen Herren sicherer stehe als die staatlosen Templer. 
Als später der Orden nach seiner keck zugreifenden Art über die 
polnischen Bischöfe in Pomerellen dieselben gestrengen Rechte in 
Anspruch nahm, deren er in Preußen genoß, als er gar der Kurie 
den Fischzug des Peterspfennigs verbot, da war bereits das preu- 
ische Volk selbst erfüllt von dem Rationalismus kolonialer Völker 
und dem Trotze der deutschen Herren. Die Stände des Kulmer- 
landes verweigerten den Peterspfennig, und das mit dem Inter- 
dikte belegte Land „ließ sich sein Brot und Bier darum nicht schlechter 
schmecken“. 
Nicht minder glücklich verfuhr der Orden gegen Polen. Alle 
Lebensbedingungen beider Staaten, die innerste Natur beider Völker 
drängten zum Kriege. Eben jetzt erwachte in Polen wieder ein 
starkes nationales Bewußsein. Der Erbe der polnischen Krone 
freite die Erbtochter von Litauen, und das werdende große Ost- 
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