manen kühnlich an die Seite gestellt. In der furchtbaren Ver—
wirrung aber des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts bot
Deutschland nur Raum für nüchterne prosaische Fürsten, die mit
dem Bürgertum zu rechnen wußten. Fremd, fast schwächlich er—
scheint die adlige Gestalt Friedrichs des Schönen von Osterreich
neben dem schwarzen Prinzen, roh und krämerhaft neben den
Helden der englisch-französischen Kriege jene österreichische Ritter-
schaft, die ihrem Könige gewissenhaft jedes auf der Kriegsfahrt
verlorene Hufeisen in Rechnung stellt.
Preußen allein von allen deutschen Landen darf sich in dieser
Zeit an ritterlichem Glanze dem Westen vergleichen. Denn nicht
lediglich leere Schlaglust, das innerste Lebensgesetz des Militär-
staats vielmehr trieb den Orden in die Litauerkriege. Meister-
haft verstanden die besseren seiner Meister, dem Orden selbst die
Strenge der geistlichen Zucht zu bewahren, die Wappenspielerei
der neuen Zeit ihm fernzuhalten, und dennoch die phantastischen
Neigungen des neuen Rittertums für seine Zwecke zu benutzen.
„In Preußen da ward er zu Ritter“ war lange der beste Ruhm
des christlichen Edlen, und stolz trug der Preußenfahrer sein Leb-
tag das schwarze Kreuz. Auch Könige rechneten sich's zur Ehre,
wenn der Orden sie aufnahm unter seine Halbbrüder, und kein
höheres Lob weiß der alte Chaucer von seinem ritterlichen Pilger
zu sagen als dieses: In Littowe hadde he reysed and in Ruce.
Es war der Ehrgeiz jener Tage, dort im Osten mit dem Kriegs-
ruhm der Eroberer des Heiligen Grabes zu wetteifern; der fland-
rische Ritter Gilbert de Lannoy, der uns in einem treuherzigen
Tagebuche la reyse de Prusse geschildert hat, nennt die mécréans
de Lettau zuweilen geradezu „Saracenen“. „Durch Gott, durch
er, durch ritterschaft“" zogen aus allen Ländern Europas junge
Degen herbei, auf der Kriegsreise in Litauen die goldenen Sporen
sich zu verdienen. Vom Morgen bis zum Mittag wehte dann
vor einer feindlichen Burg die Ordensfahne im Christenlager, und
fand sich keiner, auf des Herolds Ruf, den Neulingen den Ritter-
namen im Zweikampf zu bestreiten, so gab ihnen der Meister
84