Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

104 104. Der Krebs. 
Wetterpropheten seien. Bald lielsen sie sich sehen und 
arbeiteten, bald nicht. Einmal spannen sie fräge, ein andermal 
hurtig, einmal näher zusammen, ein andermal weiter aus 
einander, so oder so, und endlich konnte er daran erkennen, 
was für Wetter kommt, Sturm, Regen oder Sonnenschein, 
anhaltend oder veründerlich. Also auch dazu sind sie gut. 
Und wenn sich jemand verwundet hat und findet ge- 
schwind ein Spinnengewebe, das er auf die blutende Wunde 
legen kann, so ist er doch auch froh darüber. Wenn es rein 
ist, 80 kann es Blut und Schmerzen stillen; wenn es aber 
voller Staub ist, so schmerzt es noch mehr, weil der unreine 
Staub in die Wunde kommt. 
Dass es mancherlei Thiere dieser Gattung gebe, sieht 
man Schon an der Verschiedenheit ihres Gewebes in der 
freien Luft, an Fensterscheiben, in den Winkeln, auf den 
Feldern, da und dort. Manche spinnen gar nicht, sondern 
springen nach ihrer Beute. Im Frühjahr und noch viel mehr 
im trockenen, warmen Nachsommer sieht man oft gar viele 
weilse Fäden in der Luft herumfliegen. Alle Bäume höüngen 
manchmal voll, und die Hüte der Wanderer auf den Stralsen 
werden davon überzogen. Man konnte lange nicht errathen, 
wo diesc Fäden und Flocken herkämen, und machte sich 
allerlei wunderliche Vorstellungen davon. Jetzt weils man 
gewiss, dass es lauter Gespinst ist von unzählig viel kleinen, 
schwarzen Spinnen, welche deswegen Spinnen des fliegenden 
Sommers genannt werden. Da sieht man wieder, wie viel 
auch durch kleine Krüfte ausgerichtet werden kann, wenn 
nur viele das Nämliche thun. 
101. Der Krebs. 
Der Krebs ist an seinem ganzen Körper mit einer festen 
Kruste umhüllt; er ist ein Krustenthier. Da diese Kruste aus 
Kalk besteht, so dehnt sie sich beim Wachsen nicht aus. Daher 
zieht der Krebs seinen Panzer alljährlich im Sommer aus und er- 
hält dafür einen neuen, etwas weiteren. So lange das neue Kleid 
noch weich und leicht verletzbar ist, hält der Krebs sich verborgen 
vor seinen Feinden, zu denen er auch seine eigenen Kameraden 
rechnen muß. In 3 bis 5 Tagen ist aber der neue Harnisch 
fest genug, ihn zu schützen; auch kann er sich mit den Scheeren 
wieder vertheidigen. . . 
Der Krebs hat zwei große und zwei kleine Fühler. Seine 
Augen stehen an den Seiten des Kopfes. Der Vorderleib besteht 
aus fünf Ringen, und an jedem Ringe sitzen zwei Beine. Die 
Vorderbeine sind größer als die anderen und haben am Ende 
Zangen oder Scheeren, mit denen der Krebs kneipen oder 
klemmen kann.
	        
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