10 10. Steine und Erden im Haushalte der Natur.
Der Kalk ist, weil er sich mit dem Messer ritzen läßt, ein
weicher Stein. Es gibt aber noch ein zweites, untrügliches
Kennzeichen des Kalksteins. Wenn man ihn mit Schwefelsäure
oder mit starkem Essig betupft, so braust er, d. h. die Kohlen-
säure, die er enthält, entweicht in kleinen Blasen. Diese Luft,
die, nebenbei gesagt, tödlich ist, wenn wir sie rein einathmen,
kann man aber auch aus dem Kalkstein austreiben, wenn
man ihn stark erhitzt. Dies geschieht durch das Brennen des
Kalkes in großen Oefen. Auf diese Weise erhält man Aetzkalk
oder gebrannten Kalk. Wenn man den gebrannten Kalk
mit Wasser begießt, so verbindet sich unter starker Wärmeent-
wicklung der Kalk mit dem Wasser und zerfällt in ein feines
Pulver. Verdünnt man dieses noch weiter mit Wasser, so erhält
man die Kalkmilch. Diese wird zur Bereitung des Mörtels
und zum Weißen der Zimmer verwendet.
Nit dem gebrannten Kalk muß man sehr vorsichtig um-
gehen und ihn sorgfältig vor Feuchtigkeit schützen. ill man
ihn aufbewahren, so muß er möglichst gegen die Luft abge-
schlossen werden, weil er sonst Feuchtigkeit aus derselben auf-
saugt und sich selbst löscht, d. h. in Pulver zerfällt.
Der gebrannte Kalk ist für die Haushaltung wichtig. Die
Hausfrau, welche zum Seifensieden oder zur Reinigung der
Wäsche Lauge bereiten will, vermis „Hozasche mit gebranntem
Kalk, begiett die Mischung mit Wasser und erhält so das
Gewünschte.
Vermischt man gelöschten Kalk (Kalkmörtel) mit etwas Thon,
so erhält man den sogenannten Cement, welcher keine Feuchtig-
keit durchläßt und deshalb zur Verkleidung von Wänden, zur
Belegung von Fußböden 2c. verwendet wird.
enn der Kalkstein ganz rein und feinkörnig ist und sich
schön poliren läßt, wird er Marmor genannt. Jeder Marmor,
vom blendendsten Weiß bis zum völligen Schwarz, ist nichts
weiter als ein Kalkstein; er läßt sich mit dem Messer ien
und braust auf, wenn er mit Schwefelsäure betupft wird. Man
verwendet ihn zu Tischplatten, Säulen, Bildsäulen 2c. Der
schönste, seinste Marmor ist der von Carrara in JItalien.
Eine Art des Kalksteines ist auch der Solenhofer
Schiefer. Ein Hirtenbüblein im Altmühlgrunde soll die reichen
Steinlager, deren Ausbeutung jetzt Hunderte von Menschen
ernährt, entdeckt haben. Der Solenhofer Kalkschiefer wird nicht
nur zur Herstellung von Fußböden 2c., sondern auch zum Litho-
graphiren oder zum Schreiben in Stein verwendet.
10. Steine und Erden im Haushalte der Natur.
hast du noch nie ein wogendes Aehrenfeld betrachtet ’ —
Es ist Hochsommer, und die Schwüle des Tages war drückend-