149. Die fränkische Schweiz. 175
du dir von deinem Lehrer erklären lassen. Als die ge-
nannten Höhlen vor nicht gar langer Zeit entdeckt wur-
den, fand man in denselben viele Knochen vorweltlicher
Thiere, Schädel von Höhlenbären, Höhlenhyänen etc.
Diese Thiere haben wahrscheinlich nicht in unserer Ge-
gend gelebt, sondern ihre Leichen sind bei einer grolsen
Flut in jene Höhlen geschwemmt worden.
Das Innere des Kalkgebirges, welches die Boden-
unterlage der fränkischen Schweiz bildet, muss sehr zer-
klüstet sein. Davon zeugen mehrere Erscheinungen, wel-
chen man auf der Hochfläche und an den Bergabhängen
begegnet. Mitten im angebauten Lande bemerkt man näm-
lich nicht selten ziemlich umfangreiche, kesselförmige Ver-
tiefungen, welche die Landleute „Erdslöcher“ nennen.
Diese Bodenvertiefungen entstanden wahrscheinlich du-
durch, dass gröflsere, unterirdische Klülte zusammen-
gestürzt sind. Eine eigenthümliche Erscheinung sind fer-
ner die sogenannten „Tummler“ nordwestlich von Heili-
genstadt am rsprunge der Leinleiter. Wenn nach
schneereichen Wintern im Frühjahre durch anhaltenden
Regen plötzlich der Schnec schmilzt, so vermögen die
inneren Klüfte das eindringende Wasser nicht zu fördern.
Dieses staut sich sodann an einzelnen Stellen im Thale
und sprudelt oft einen Meter hoch als natürlicher Spring-
brunnen aus der Erde hervor. Das sind die „Tummler“.
Dass einst die ganze fränkische Schweiz vom Meere
bedeckt war, davon zeugen nicht nur die Felsenspitzen,
die von Meereskorallen aufgebaut sind, sondern auch un-
zählige Versteinerungen von Muschelthieren: Ammoons-
hörnern, Belemniten oder „Teufelstingern , Terebrateln etc.,
die man in der ganzen Gegend findet.
Während die wasserreichen Thäler der fränkischen
Schweiz sehr fruchtbar sind, ist der Anbau der wasser-
armen Hochflächen ein äulserst mühevoller und wenig
lohnender. Der kalkhaltige Boden, „Melm“ genannt, gibt
sein Wasser rasch an seine zerklüftete Unterlage ab. Wenn
der Landmann nicht schon im März oder Anfangs April
seine Felder bestellen kann, wo die wässerigen Nieder-
schläge des Winters noch nachhalten, so hat er beson-
ders in trockenen Jahren keine ergiebige Ernte zu hoffen.
Zudem kann er gar oft den Acker nicht einmal seiner