151. Die Flöße. — 152. Die oberrheinische Ebene und die Rheinpfalz. 179
151. Die Flöße.
Wenn du durch das Gebirge gehst, zur Sommerzeit oder
Winterzeit, so kannst du hören, wie überall im Walde die Säge
rauscht und die Aexte klappern; unter der Arbeit der fleißigen
Holzhauer fallen die Bäume. Sie werden dann von Rinde und
Aesten befreit, in die Schneidemühlen geschleift oder zu Brenn—
holz klein gespalten, oder heimgeführt zu mancherlei Gebrauch.
Im Februar und März aber, wenn die Waldbäche vom Schnee-
wasser anschwellen, werden Scheitholz und Blöcke in die Bäche
eworfen, die sie schnell das Thal hinabführen. Wenn das Wasser
tark genug ist, werden die ganzen Blöcke oder aus den Schneide-
mühlen die Bretter angeschleift und große Flöße gebaut, auf
denen die Leute den Fluß hinabfahren. Viele hundert Floß-
knechte arbeiten da und stehen oft bis an den halben Leib im
kalten Schneewasser, ohne über Frost zu klagen.
So gehen die Flöße auf der Isar und dem Regen nach
der Donau und auf der Saale nach der Elbe, auf der Steinach,
Kronach und Rodach in den Main. Von dem Maine fahren
die Bäume zum Theile in den Rhein, und die stärksten gehen
wohl noch diesen großen Strom hinab bis nach Holland zu
den Schiffsbaumeistern. Mancher hat, wenn er übers Meer
fuhr, und den großen Mastbaum über den argen Sturmwind
seufzen hörte, gemerkt, daß es eine heimische Jichte war, und
es hätten wohl beide denken mögen: daheim im Walde war's
doch schöner.
152. Die oberrheinische Ebene und die Rheinpfalz.
Das Thal des Rheines zwischen den Städten Basel
und Mainz bildet die oberrheinische Tiefebene.
Diese wird auf ihrer ganzen Länge von zwei fast gleich-
laufenden Gebirgszügen begleitet, im Osten vom Schwarz-
wald und Odenwald, im Westen von den Vogesen
und der Hardt. Diese Gebirgszüge zeigen eine so merk-
würdige Uebereinstimmung, daß man glauben möchte, sie
hätten ursprünglich einen einzigen Zug oder ein breites
Hochland gebildet, welches der Rhein der Mitte nach ge
spalten und ausgespült hat. Beide steigen im Süden zu
ihren ansehnlichsten Gipfeln auf; beide kehren ihren steilen
Abfall dem Rheinthale zu und verflachen sich bei allmäh-
licher Abdachung in das östliche und westliche Hinterland
auf deutscher und französischer Seite. Die Höhe beider nimmt
desto mehr ab, je weiter sie sich nach Norden erstrecken.