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das Land bis zu 900 m; in dem tief eingeschnittenen
Thale des Jordan sinkt es unter den Meeresspiegel. Der
Jordan theilt das Land in das Ost- und Westjordanland.
Er entspringt auf dem Antilibanon, üflielst zuerst durch
den Schlammsee Merom, in dem zur regenlosen Zeit Reis
gebaut wird, durcheilt hierauf den fischreichen, in einem
Bergkranz gelegenen See Genezareth, bildet zahlreiche
Wasserfälle und mündet endlich in das bittersalzige todte
Mcer, welches nahezu 400 m unter dem Meeresspiegel liegt.
— In den Jordan ergielsen sich der Jabok und Krith,
in das todte Meer der Arnon und Kidron, in das
Mittelmeer der Kison und der Traubenbach Eskol.
Das Westjordanland zerfiel in die Landschaft Galiläa
(Gebirge: Karmel und Gilboa; Berg Tabor; Ebene Jesreel;
Stüdte: Nazareth, Nain, Kaphernaum, Tiberias, Bethsaida);
in das Land Sam aris (Berge: Ebal und Garizim; Städte:
Sichem, Samaria und Siloh); in das eigentliche Judäa
(Jerusallem mit der Burg Zion, dem Tempelberg Moriah,
dem Oelberg und Golgatha; Bethlehem, Jericho, Joppe,
Hebron, Berseba, Cäsaréa).
Im Ostjordanlande merke die Berge Nebo und Pisga,
das Gebirge Gilead und die Stadt Bethäbara!-
187. Jerusalem.
Es war ein feierliches Erwachen am ersten Morgen, der
mich in Jerusalem begrüßte. Kaum graute der Tag, so
zitterte meine Seele schon vor Erwartung dessen, was ich
sehen sollte. Langsam ging die erste Stunde des Morgens
vorüber, und wir drangen in unsern Führer, uns zum Deilig-
thume zu begleiten. Fast bangte mir, festen Sußes aufzutreten,
als wir in die Grabeskirche kamen. Meine Augen waren wie
getrübt, und meine Seele ergriffen wunderbare, beilige Ge-
danken, so daß das steinerne Schnitzwerk und alle Hracht des
Gebäudes mir nur vorkam, wie dem Wanderer ferne Burg-
zinnen, die an grauen Bergen aus dem Nebel steigen. Ohne
daß ich wußte, wie mir geschal, war ich aus dem Grabes-
— herausgetreten und hatte die Terrasse der Kirche
erstiegen, von welcher man ganz Jerusalem übersehen kann.
Da lag sie vor mir, die Stadt der Jahrtausende, und erschien
wir wie eine Witwe in ihrer Trauer. Die Jahrhunderte,
welche auf ihr liegen, die vor Alter sinkenden Oelbäume, die
Grabmale mit den weißen Steinen, die durchlöcherten Felsen,
das zerstreute Gemäuer, alles erinnert an die schweren
gebnisse, die diese Stadt erlitten hat.