Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

228 190. Amerika. 
Die fünf kanadischen Seen: der obere Sec, der Huron- 
(sppr. Jurönn) der Michigan-(Middschigän), der Eris- (Ihri) 
und der Ontärio-(Ontsrio) See bilden die größte Süßwasser- 
masse der Erde. Sie liegen terrassenartig über einander, so 
daß das Wasser aus dem einen in den andern fließt. Der Ab- 
fluß des Eriesees, der diesen mit dem Ontärio verbindet, 
bildet den 50m hohen und 20 Min. breiten Nügarafall, das 
größte landschaftliche Wunder Amerikas. 
Meilenweit hört man den Donner der stürzenden Flut, die in 
Staub zerschellt. Ueber den Fall führt eine Drahtbrücke von dem 
ameritanischen auf das kanadische (englische) Ufer. Die Drahtbündel 
sind so dick wie Mühlwellen und die Thürme (Brückenköpfe) unvergleichlich 
stark und schön. Ueber das oberste Stockwerk der Brücke brausen die 
Eisenbahnzüge, darunter bewegen sich Wagen, Reiter und Fußgänger. 
Der Abfluß des Ontariosees ist der Lorenzostrom, 
welcher sich in das atlantische Meer ergießt. 
Ein zweites großes Tiefland Nordamerikas ist die Ebene 
des Missisippi, des „Vaters der Gewässer“". Dieser große 
Strom, der zweitgrößte auf der Erde, sammelt mit seinen 
Nebenflüssen, dem Missouri, Arkansas und Ohio (spr. Oheio), 
alle Gewässer zwischen dem Felsen= und dem Alleghanygebirge 
zu einem flutenden Süßwassermeere. Städte und Dörfer zieren 
seine Ufer; Krokodile sonnen sich auf seinen Schlamm= und 
Sandbänken. 
Ein großer Theil des Gebietes, welches der Missisippi durchströmt, 
ist eine einformige Graswüste, eine Prairie. In dieser streifen 
ganze Herden von Büffeln herum, schweisen Indianer, bauen Steppenhunde 
(Nagethiere wie das Murmelthier) ihre Hügelstädte. Ein Prairiebrand, 
der manchmal durch das dürre, mannshohe Gras dahinrast, vernichtet 
alles Leben auf der Steppe. 
Weite Tiefebenen breiten sich endlich auch in Südamerika 
an den Ufern des Amazonenstromes, des Orinoko und des 
La Plata oder Silberstromes aus. Der Amazonenstrom, auch 
Marannon (spr. Maranjon) genannt, entspringt auf den Kor- 
dilleren, fließt durch den ganzen Erdtheil von West nach Ost 
und mündet in den atlantischen Ocean. Er ist der größte Strom 
der Erde, an seiner Mündung 120 englische Meilen oder 60 
Stunden breit. Wie der Amazonenstrom ergießen sich der 
Orinoko in nordöstlichem, der La Plata in südlichem 
Laufe in das atlantische Meer. Die ungeheuren baumlosen 
Flächen, welche die Ufer des Orinoko und des La Plata begleiten, 
werden bei dem ersteren Strome „Llanos“ (spr. Ljanos), bei 
dem letzteren „Pampas“ genannt. 
Im Sonnenbrande liegen sie verödet, verbrannt, voll klaffender 
Spalten. Zahllose Schaaren wilder Pferde, Maulesel und Rinder 
tummeln sich auf denselben. In dem Schlammboden halten, Krokodile 
und Schlangen einen Sommerschlaf. Wenn der tropische Regen füllt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.