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verwandelt sich das Aussehen der Steppe in wenigen Tagen. Ueppig
schießt das Gras auf zu einem wogenden Meere. In Fülle schwelgen
die Herden; aber im Verstecke lauern der mähnenlose Löwe und
der gefleckte Jaguar. Mit Donnergepolter werfen Krokodil und
Schlange ihre Erddecke ab, suchen und finden Beute. Wenn in Folge
des andauernden Regens die Ströme austreten, wird die Steppe zum
Meere, auf dessen Inseln sich die geängsteten Thiere zusammendrängen,
der Jaguar oft neben dem Rinde. — Die Rinder der Pampas werden
jetzt tausendweise zur Bereitung des Fleischextraktes geschlachtet. Oft
schlachtet eine einzige Fabrik an einem Tage 1000 Rinder.
Amerika ist mit vielen Erzeugnissen, die zum Theil nur
diesem Erdtheil eigen sind, reich gesegnet. Südamerika hat be-
rühmte Gold= und Silberbergwerke (Potost). In Brasilien werden
außer diesen edlen Mctallen auch Diamanten und andere werth-
volle Edelsteine gefunden. Die reichen Goldlager Nordamerikas
(Kalifornisn) haben viele Auswanderer dahin gelockt. Die Stein-
kohlenlager und Petroleumquellen Nordamerikas sind fast uner-
schöpflich.
Sowohl in Nord= als in Südamerika finden sich noch so-
genannte Urwälder, Wälder, die zum Theil noch keines Menschen
Fuß betreten hat. Zwischen den Baumstämmen, die eine Höhe
von 90 bis 120 m erreichen und kaum von 5 bis 6 Mann um-
klaftert werden, wuchern zahllose, undurchdringliche Schling-
gewächse. Wo die weiten Wälder ausgereutet sind, erhät man
ein sehr fruchtbares Ackerland. Neben den übrigen Getreide-
arten wird da vorzüglich Mais gebaut. Der südliche Theil
von Nordamerika erzeugt viele und ausgezeichnete Baumwolle.
Auf den großen Antillen gedeiht das Zuckerrohr und der
Kaffeebaum. Dort wird auch der beste Tabak gebaut. In Nord-
amerika wächst der sogenannte Zuckerahorn, ein Baum, dessen
Saft abgezapft und zur Herstellung von Zucker verwendet wird.
Südamerika (Brasilien) ist reich an vortrefflichem Nutzholz
(Mahagony) und an Farbhölzern. Die Kartoffel wächst in
Südamerika (Perü) in einer Höhe von 3600 m wild.
Von Säugethieren findet man einen mähnenlosen Löwen,
den Jaguar, den Büffel, das Lama (halb Schaf, halb Kameel),
den Biber, den Waschbären 2c. Auf den Gipfeln der Kordilleren
haust der Kondor, ein riesiger Raubvogel; in den Wäldern
Südamerikas trifft man verschiedene Arten von Papageien und
Lölibris, in den großen Strömen eine kleinere Art von Kro-
kodilen, den Alligator.
Die Ureinwohner Amerikas nennt man Indianer oder von
ihrer kupferrothen Hautfarbe Rothhäute. In Südamerika wohnen
wilde Volksstämme, welche in ihrer Bildung außerordentlich tief
stehen. Manche verschlingen eine fette Art von Thon; die Bo-
tokuden in Brasilien sind so ungebildet, daß sie auf die Frage: Was
ist das? die Frage als Antwort zurückgeben.