195. Die ältesten Völker und Reiche. 237
Geschichte.
195. Die ältesten Völker und Reiche.
1. Aus den heiligen Schriften wissen wir, daß die Erde nach
der Sündflut durch die Nachkommen Sems, Chams oder Hams
und Japhets allmählich wieder bevölkert wurde. Die Semiten
breiteten sich besonders über Südwest-Asien, die Hamiten über
Afrika und die Japhetiten im Laufe der Zeit über Europa aus.
Unter den ältesten Völkern sind uns am bekanntesten die
Chinesen, die Babyloniêr, die Assyrer, die Meder, die Perser,
die Phöniziör, die Israsliten, die Griechen und die Römer.
2. Die Chinesen wohnen im östlichen Asien und zeichneten
sich bereits im grauen Alterthume durch Acker bau und Erfin-
dungen aus. Sie bauten schon frühzeitig Reis, Baumwolle,
Thee, gewannen Seide, bereiteten Papier, Porzellan und Gewebe
aus Seide und Baumwolle, erfanden den Compaß, das Schieß-
pulver und eine Art Bücherdruck und bildeten sich eine aus
ca. 80 000 verschiedenen Schriftzeichen bestehende Schriftsprache.
Da sie sich aber bald von allen anderen Völkern abschlossen, zu
welchem Zwecke sie an der Nordgrenze ihres Reiches eine Gm
hohe, eben so dicke und ca. 300 Meilen lange Mauer erbauten,
so blieben sie fast ganz ohne Einfluß auf die Entwickelung
anderer Völker.
3. Die Babylonier oder Chaldäer wohnten in der Ebene
am unteren Euphrat und Tigris, trieben Ackerbau und Vieh-
Lcht und beschäftigten sich außerdem mit Leinwand-, Woll-
weberei und Purpurfärberei. Als erster Regent des Landes
erscheint Nimrod, welcher die Hauptstadt Babylon gründete.
Dieselbe hatte 100 Ellen hohe Mauern mit 250 Thürmen und
100 ehernen Thoren. Der 170 m hohe Tempel des Sonnen-
gottes Bal oder Bel. sowie die später durch die assyrische
Königin Semiramis erbauten hängenden, d. i. terrassen-
förmig angelegten Gärten gehörten zu den sieben Wunderwerken der
alten Welt. Die Religion der Babylonier war ein Sterndienst.
Jeen ihres Reichthumes wurden sie bald von den benachbarten
Völkern beneidet und bedrängt und endlich von den Assyrern
unterjocht. Später jedoch machten sie sich wieder frei, und
unter Nebukadnezar wurde Babylon für kurze Zeit die erste
Weltmacht. Er unterwarf sich Aegypten, Syrien und Phönizien,
eroberte das Reich Juda, zerstörte Jerusalem, führte die Juden
588 in die babylonische Gefangenschaft und soll seine Macht
über ganz Nordafrika und in Asien bis Persien ausgedehnt
haben. ald nach seinem Tode zerfiel sein Reich, da seine
achfolger zu schwach waren, es zusammenzuhalten, und schon