248 207. Hermann, der Befreier Deutschlands.
tünchen der Hauswände mit einer hellfarbigen Lehmart war
schon frühzeitig üblich. Fenster und Schornsteine fehlten.
Auflser dem Wohnhause waren ein Vorrathsspeicher und ein
Viehstall vorhanden. Auch Schuppen oder Gaden zur Auf-
bewahrung des Ackergeräthes, des Pferdegeschirres und der
Karren, fehlten nicht bei einem richtig ausgestatteten Heim.
Den ganzen Raum, auf welchem die sämmtlichen Gebäaulich-
keiten standen, umgab eine Einzäunung.
Auf der Hausfrau lastete grofsentheils die Sorge für
den Haushalt, wozu namentlich auch die Beschaffung der
Kleider für den ganzen Hausstand gehörte. Schafwolle, Flachs
und Thierfelle lieferten die Stoffe zur Gewandung. Ein wollener
Leibrock und darüber ein Thierfell als Mantel waren langebin
die einzigen Kleidungsstücke für Männer; Wams und Bein-
kleider Kkamen erst später auf. Der Kopf blieb bei Männern
gewöhnlich unbedeckt; im Kriege aber setzten sie Helme auf,
welche den Schädeln der Waldthiere nachgebildet waren.
Der Hausherr liebte es, lang in den Tag hinein zu schlafen.
Nach dem Frühstücke ging er auf die Jagd oder zur Beauf-
sichtigung der frohnenden Hörigen und Knechte aufs Feld.
Die Hausfrau gebot den in Haus, Speicher und Stall schaffen-
den Mägden, überall selber IHand anlegend. Ausserdem spann
und webte sie oder hantierte mit Scheere und Nadel. Ihre
Tracht war einfach. Das linnene Gewand fiel bis auf die Knöchel
herab, liels aber Arme und Nacken frei. «
Der Sorge für Küche und Keller scheinen die Hausfrauen
ledig gewesen zu sein; denn die Küche besorgten die Knechte.
Unsere Vorfahren bereiteten Brot aus Hafer- und Gersten-
mehl und hatten Wildbret und Fische im Ueberflusse, 2ogen
aber das Schweine- und Pferdeflleisch allem andern Fleische
vor. Zur Nahrung dienten ihnen ferner Eier, Rüben, Rettige,
Sauerampfer, Gemüse, Milch, Butter, Käse. Honig, Bier, Meth
und sogar Wein, den sie von den Römern eintauschten, waren
beliebte Getränke. Das Hauptgewürz war das Salz.
207. Hermann, der Befreier Deutschlands.
Als die Römer die gallischen Provinzen bis an den
Rhein erobert hatten, waren die Deutschen ihre Grenznachbarn.
Kaiser Augustus beschloß, sie anzugreifen und sich wo mög-
lich Land und Volk zu unterwerfen. Mit der Ausführung
dieses Unternehmens beauftragte er seinen Stiefsohn Drusus,
der vom Jahre 12 bis 9 v. Chr. mit einem großen Heere wieder-
holt in Deutschland einfiel und bis an die Elbe vordrang. Aber
seine Züge waren keine Eroberungen. Die Deutschen wichen
bei dem Vordringen der Römer in ihre Wälder zurück, brachen