211. Bonifazius, der Apostel der Deutschen. 253
. Abgelenkt zum zweitenmale, ward der Fluß herbeigezogen;
mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.
8. Und es sang ein Thor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab versehren!
0. Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere. —
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!
211. Bonifazius, der Apostel der Deutschen.
Im innern Deutschland wurde das Christenthum erst vom
7. bis 9. Jahrhundert verbreitet. Um diese Zeit kamen gott-
begeisterte Männer nach Deutschland und verkündeten hier unter
großen Gefahren muthg und Gott vertrauend die Lehre des
Erlösers. Severin predigte in Oesterreich, Kolumban und Gallus
lehrten am Bodensee und in der Schweiz, Kilian und Willibald
in Franken, Rupert, Korbinian und Emmeran in Bayern,
Ansgar predigte in den nördlicheren Gegenden.
Der unermüdlichste Glaubensbote war aber Bonifazius.
Derselbe zog um das Jahr 700 n. Chr. von England aus. Er
hieß Winfrid, wurde aber später Bonifazius, d. i. der Wohl-
thäter, genannt. Bonifazius war in früher Jugend in ein Kloster
eingetreten. Hier zeichnete er sich durch seinen Eifer in wissenschaft-
lichen Studien und durch innige Frömmigkeit aus. Bald fühlte
derselbe den Beruf in sich, den unglücklichen Heiden das Evangelium
zu verkünden. Als Ort seiner Thätigkeit wählte er Deutschland.
Zuerst trat Bonifazius in Friesland, dann in Hessen,
Bayern und Thüringen auf. Unter Gefahren und Entbehrungen
aller Art zog er rastlos umher und predigte mit unerschrockenem
Eifer die göttliche Lehre. Bei Geismar in Hessen stand eine
dem Donnergotte geheiligte Eiche, die für unverletzlich galt.
Kaum hatte Bomifazius dies gehört, so legte er mit eigener
Land die Axt an dieselbe. Erschrocken blickten die Heiden gen
Himmel, ob der Donnergott den Frevler nicht mit seinem Blitze
niederschmettern würde. Aber die Eiche stürzte, und der Apostel
stand unversehrt da. Nun ließen sich viele taufen. Ein wunderbarer
Erfolg krönte auch an andern Orten die Bemühungen des heiligen
Mannes. Kirchen und Schulen wurden gegründet, Klöster und Bis-
thümer errichtet. Wegen dieser großen Verdienste ernannte ihn der
apst zum Erzbischofe von Deutschland, mit dem Sitze zu Mainz.
Nachdem Bonifazius gegen 40 Jahre gewirkt hatte, zog er
in hohem Alter noch einmal zu den Friesen. Schon hatte der
Apostel eine große Menge derselben bekehrt, als er von einer
Schaar Leiden überfallen wurde. Er verbot seinen Gefährten
jeglichen Widerstand, indem er ihnen zurief: „Fürchtet die nicht,
die den Leib zwar tödten, der Seele aber nichts anhaben
können!“ — So starb der 75 jährige Greis mit 52 der Seinigen
den Märtyrertod. Sein Leichnam wurde zu Fulda bestattet.