224. Rudolf von Habsburg. 271
Hamburg, Lübeck und Bremen übrig. die auf dem letzten
Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und
bis auf diesen Tag den Namen der Hansastädte behalten
haben.
221. Rudolf von Habsburg (1273—1291).
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts sank in Deutschland das
kaiserliche Ansehen immer mehr. Die mächtigen Großen des
Reiches thaten, was ihnen beliebte; niemand wollte mehr ge-
horchen. Da kein deutscher Fürst die Kaiserkrone tragen mochte,
so wurden nach einander zwei Ausländer gewählt. Das waren
aber nur Scheinkaiser; sie hielten sich von Deutschland ferne
und dasselbe war in der That kaiserlos. Dies war eine schreck-
liche Zeit; es galt kein Recht und kein Gesetz; es gab keine
Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die
Fäuste, und die stärkste behielt Recht.
In dieser Noth versammelten sich die Reichsfürsten im
Jahre 1273 wieder zur Kaiserwahl. Der Erzbischof Werner
von Mainz brachte den Grafen Rudolf von Habsburg in der
Schweiz in Vorschlag. Der Graf war nicht mächtig an Land
und Leuten, aber ein gar tapferer, kluger und biederer Herr;
auch rühmte man seine Frömmigkeit. Werner hatte Rudolf
auf einer Reise nach Rom kennen gelernt. An der Habsburg
vorüberziehend, bat er den Grafen um sicheres Geleit durch die
gefährlichen Alpenthäler. Rudolf brachte den Erzbischof un-
gefährdet über die Alpen. Da sagte Werner beim Abschiede:
„Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte so lange, daß ich Euch diesen
Dienst vergelten könnte!“ Jetzt gedachte der Erzbischof dieses
Kersprechens, und der Graf von Habsburg wurde deutscher
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Rudolf lag eben mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt
Basel, deren Bürger einige von seinen Leuten erschlagen, andere
verjagt hatten. Dahin überbrachte ihm der Burggraf zu Nürn-
berg, Friedrich von Zollern, die Botschaft. Rudolf nahm die
Krone an. Die Stadt öffnete die Thore, ließ den Kaiser ein-
ziehen und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den
Krönungskosten.
Hierauf begab sich Rudolf mit einem zahlreichen Gefolge
nach Nachen, wo ihn der Erzbischof von Köln am 28. Oktober
1273 feierlich krönte. Als die Fürsten dem neuen Kaiser Treue
schwuren, fand man im Augenblicke das Reichsscepter nicht, auf
welches der Eid geleistet werden sollte. Da ergriff Rudolf rasch
ein Crucifix und sprach: „Dieses Zeichen, in welchem wir und
die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle des Scepters
vertreten können.“ Festlichkeiten aller Art verherrlichten Rudolfs