Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

282 234. Die Familie Fugger. 
Da nun Kranach mit dieser Fürbitte nichts ausrichtete, 
s0 begleitete er seinen unglücklichen Herrn in die Gefangen- 
schaft und harrte in derselben als treuer Freund bei ihm aus. 
Als nach einiger Zeit der Kurfürst seine Freiheit erlangt 
hatte, liels der dankbare Herr den getreuen Diener nie von 
der Seite; er musste bei ihm wohnen und selbst bei feier- 
lichen Aufzügen neben ihm im Wagen sitzen. 
Der Geburtsort Kranachs ist die Stadt Kronach in Ober- 
franken. 
234. Die Familie Fugger. 
Der Stammvater der Familie Fugger, die noch jetzt als 
Fürsten und Grafen weitläufige Güter und Herrschaften in 
Bayern und Württemberg besitzt, war Hans Fugger, ein 
armer, aber rühriger Webergeselle, der i. J. 1365 nach Augsburg 
kam und dort, nachdem er ein wohlgelungenes Meisterstück ver- 
fertigt hatte, in die Weberzunft ausgenommen wurde. Durch 
Fleiß und Geschicklichkeit, sowie durch einen untadelhaften und 
ehrbaren Lebenswandel erwarb er sich bald die Zuneigung und 
Achtung seiner Mitbürger. 
Hans JFugger starb im Jahre 1409 und hinterließ ein 
Vermögen von 3000 Gulden, das er sich durch seinen Fleiß und 
seine Geschicklichkeit erworben hatte. Es war dies für jene 
Zeit eine ansehnliche Summe, da die reichen Goldminen der 
neuen Welt noch nich geöffnet waren und die Lebensmittel noch 
einen sehr niederen Preis hatten. 
Die Söhne setzten das Geschäft ihres Vaters mit viel Glück 
und Geschick fort, so daß das Ansehen und der Reichthum der 
Familie von Tag zu Tag wuchs. Schon die Enkel Hans 
Fuggers galten als dic reichsten Kaufleute in Europa; ohne ihre 
Geldhilfe vermochten die mächtigsten Fürsten dieses Erdtheils 
keine irgend bedeutende Unternehmung zu vollführen, und die 
Fugger waren mit den edelsten Geschlechtern durch die Bande 
der Blutsverwandtschaft verbunden. Vom Kaiser Maximilian l. 
wurden sie in den Adelsstand erhoben und mit den ehrenvollsten 
Vorrechten ausgestattet. 
Aber die Fugger zeichnen sich auch aus durch wohlthätige 
Sorge für Arme und Dürftige. So erkauften sie gegen Ende 
des 15. Jahrhunderts in der Jakobervorstadt zu Augsburg 
einen großen Platz nebst einer Anzahl von Gebäuden, ließen diese 
niederreißen und 51 Häuser mit 106 Wohnungen erbauen, in 
denen arme Bürger für den geringen Miethzins von jährlich 
3½ -— ein bequemes Unterkommen fanden. Noch jetzt ist 
diese Anstalt unter dem Namen der Fuggerei eine Zierde Augs- 
burgs und eine Wohlthat für dessen Bürger. 
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