261 Straßburg. — 262. Wiedererrichtung des deutschen Kaiserthumes. 311
und Opfermuth in den Menschenherzen wach. Und hinter
dem bewaffneten Heere der Männer zieht, wirkt und schafft
das stille verborgene Heer in der Heimat, um die Wunden zu
heilen, die jenes schlagen muß.
261. Straßburg.
1 O Straßburg, schöne Münster-= 4. Das deutsche Volk, es hielt an dir,
stadt, des Hoffens nimmer matt,
willkommen fort und fort!
Wie strahlst du nun im neuen Glanz,
ein Kleinod in dem deutschen Kranz,
du lang verlorner Hort!
2. Ja lang verloren, viel beweint,
wie ward um dich geklagt,
seit welsche List voll Trug und
Schmach
dich aus des Reiches Krone brach,
im Raube nur erjagt!
3. Das deutsche Volk vergaß dich nicht
in allem Groll und Schmerz.
Es blieb in Liebe dir gesinnt
und schloß wie ein verlornes Kind
dich trauernd in sein Herz.
in hundert Weisen schlicht und sacht,
hat treulich noch es dein gedacht,
der „wunderschönen Stadt“.
5. Glück auf! nun kehrst du uns
zurück
in ehrlichem Vertrag,
der dich vom welschen Bann befreit
im ehrenreichen Waffenstreit.
Gepriesen sei der Tag!
6. O Straßburg, schöne Münster-
stadt,
wie follst du werth uns sein!
Nun leuchtest du in neuem Glanz,
ein Kleinod in dem deutschen Kranz,
die treue Wacht am Rhein!
262. Die Wiedererrichtung des deutschen Kaiserthumes.
Napolcon I. hatte dem deutschen Kaiserthum ein Ende
gemacht. Ein anderer Napoleon (III.) gab, freilich ohne es
zu wollen, den Anlaß zur Wiederherstellung desselben. Aus
den Erfolgen des Feldzuges gegen Frankreich hatte man er-
sehen, welche Macht die Deutschen zu entfalten vermögen,
wenn sie einträchtig zusammenstehen. Mit den Norddeutschen
hatten die Süddeutschen gewetteifert auf dem Kampffelde,
mit ihnen brüderlich im Lager getheilt, was sie hatten; das
lange Jahre gehegte Mißtrauen war verschwunden.
Aber diese Eintracht sollte sich nicht bloß auf den Krie
beschränken. In allen deutschen Herzen wurde der Wuns
nach Wicderherstellung der alten Reichseinheit rege. Auf
den Schlachtfeldern hatte sich der Einheitsgedanke erprobt;
er mußte durch eine That des Friedens Wirklichkeit gewinnen.
Von diesem Gedanken waren auch Deutschlands Fürsten be-
seelt. Die Südstaaten traten dem Nordbunde bei, der sich
dadurch zum deutschen Bunde erweiterte. Von Bayerns
König, dem edlen Wittelsbacher Ludwig II., ging
der hochherzige Gedanke aus, dem neuerstan-