Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

Aus der Geschihte der christlichen Kirche. 
263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten. 
Die Veränderung, die das Christenthum im Herzen der 
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen 
bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. 
Welch' ein Unterschied, wenn man das Thun und Treiben 
der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen 
vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn 
und zu ihren Brüdern ein frommes, demüthiges Leben in 
aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich unter 
einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben 
zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn 
erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; 
ihre Armen, Kranken, Wittwen und Waisen wurden mit 
aufopfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der 
Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, 
aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr 
Blick war gerichtet auf das, was droben ist; sie sahen den 
Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische 
Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der 
Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten 
ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen. - 
In den Gemeinden der Christen war eine einfache 
Ordnung eingeführt. Einige der erfahrensten Christen, die 
den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu 
ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung zu leiten und über 
Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen 
die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger 
oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den 
Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. 
Als später sich mehrere naheliegende Gemeinden unter einem 
Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe 
noch bedeutender und ihr Ansehen größer. 
Anm Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich 
die Christen in einem Christenhause, in Feiten der Verfolgung 
Lesebuch für ungetheilte Volksschulen. II. 14p.
	        
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