272. Ein Brief Dr. Luthers an seinen kleinen Sohn Hans. 333
155, gab der evangelischen Kirche im deutschen Reiche gleiche
Rechte mit der römisch-katholischen. — Da Kaiser Karl fast alle
Licblingsplane seines Lebens vereitelt sah, legte er die deutsche
Kaiserkrone freiwillig nieder (1556) und zog sich in ein Kloster
zurück, wo er, fern vom Getümmel der Welt, nach zwei Jahren
sein Leben beschloss.
2. Luthern wurde im Jahre 1867 in Worms ein grosses Denk-
mal errichtet. Sein Bild steht in der Mitte desselben auf einem hohen
Fussgestelle so, wie er vor dem Reichstage stand, das Haupt kühn
erhoben. mit der Rechten auf die Bibel weisend, die er in der
Linken hält. An seinem Fussgestelle sitzen vier Vorläufer der
Reformation: Peter Waldus aus Frankreich, M ycliffe aus England,
Johannes Huss aus Böhmen und Savonarola aus Italien. Im Kreise
herum aber stehen vier andere Standbilder: die beiden Beschützer
und Förderer der Reformation, Friedrich der Weise, Kurfürst von
Sachsen, und Landgraf Philipp von Hessen. dazu zvei Gelehrte
jener Zeit, Reuchlin, und Luthers trouer Helfer und Freund Me-
lanchthon. Dazwischen endlich sitzen drei Frauengestalten; sie
bedeuten die in der Geschichte der Reformation wichtigen Stüdte
Speyer, Magdeburg und Augsburg.
272. Ein Brief Dr. Luthers an seinen kleinen
Sohn Hans. (Juni 1530).
CGnacke und Friède in Cliristo, mein liebes Sühnchen! Iclh
sehe gerne, dass du uoli lernest und fleissiq betest. Thue also,
mein Söhnchen und fahre fort. Wenn ich hein Tomme, 80
till ieh dir einen ssschönen Jalirmurket mitbringen. Ich eiss
einen hũbschen, lustigen Gurten, da gelen viele Ninder innen,
naben güldene Röcklein an und lesen schõöne Aepfel unter den
Badumen und Birnen, Nirschen, Spillinge und Pflaunten, singen,
springen und sind sfröõhlich. haben auch schöne MWeine erdlesn
mit güldenen Zcrnnen und silbernen Sütteln. Da sragte ich
den Mann, des der Garten ist, ꝛces die Iinder würen. Da
spruch er: Es sind die Kinder, die gerne beten, lernen und
fromm sinmtl.
Da sprach ich: Licher Mann, ich Labe auch einen Son,
neisst Hünschen Luither; möchte er 4041 autcsh in den Garten
xonmmen, dass er aucli solche schüöne Acpfel und Birnen essen
möchte und solehe feine Pferdlein reiten untd mit diesen Kindern
eieen? Da Ssprauch der Mann: W#n er gerne Oeteft, lernet
und fromm isl, so soll er aueli in den Gaürfen Jommen: Lippees
und Jost aueh, und #cenn sic alle eusammien Lommen, 30
„%den sie auch eien, La##en 134 a#lerles Saitespielf Raben,
auch taneen und mit kleinen Armbrüsten schiessen.
Und er æeigte mir dort eine feine Wiese im Garten, zum
Taneen eugericltet; da hingen eitel güldene Pfeisen, Paulcen
und feine silberne Armbrüste; aber es war noch fruh, dass die
Kinder noch nicht gegessen hatten; darum Konnte jel ckes