275. Der dreißigjährige Krieg und Gustav Adolf. 335
Sprachlehre. Doch blieb die Theologie das Hauptfeld seines
Forschens, und besonderen Eifer wendete er dem ursprünglich
in riechischer Sprache geschriebenen neuen Testamente zu. Sechs
Jahre lehrte Melanchthon in Tübingen.
Als Kurfürst Friedrich der Weise sich nach den gelehrtesten
Männern zur Hebung seiner neubegründeten Universität Witten-
berg umsah, wurde ihm als ein ausgezeichneter Lehrer Melanchthon
empfohlen. Melanchthon stand in seinem 21. Jahre, als er
Tübingen verließ. Sein Eintritt in die sächsische Universität
Wittenberg erfolgte 1518. Luther erkannte bald Melanchthons
ganzen Werth und schrieb in einem Briefe an Spalatin über
ihn: „Ich danke es meinem guten Philipp, daß er uns griechisch
lehrt. Ich bin älter als er, allein das hindert mich nicht, von
ihm zu lernen. Ich sage es frei heraus, er versteht mehr als
ich, dessen ich mich auch gar nicht schäme.“ Melanchthon fand
großen Beifall in Wittenberg, und in den Vorträgen, die er
über das neue Testament hielt, sah man 2000 Zuhörer, und
weit darüber, versammelt. Die nicht in den Bänken Platz
fanden, kletterten an den Fenstern empor und lauschten von oben
herab. Sogar aus Italien, dem damaligen Sihe der Wissenschaft,
und aus dem rauhen Norden kamen Studierende, um Körner der
Weisheit aufzulesen und mit fort in die Ferne zu tragen. Auch
Fürstensöhne saßen zu Füßen des kleinen unscheinbaren Mannes.
Welche andere Universität hatte aber auch zwei Lehrer, wie
Luther und Melanchthon aufzuweisen! Die beiden Männer hatten
sich schnell an einander angeschlossen. Sie unterstützten sich gegen-
seitig bei dem großen Werk der Bibelübersetzung. Melanchthon
war eine milde, sanfte Natur, die sich an Luther als den
Stärkeren lehnte. Wie er als einer der ersten Förderer des
protestantischen Kirchenglaubens geschätzt wird, so ist auch sein
Verdienst um die höhern und niedern Schulen Deutschlands 7
zu halten, weshalb ihm seine Zeitgenossen den Namen: „Lehrer
Deutschlands“ gaben. Er wollte die Menschen durch die Wissen-
schaften veredeln. Melanchthon lebte bis zum Jahre 1560.
275. Der dreilsigjährige Krieg und Gustav Adolf.
Im Jahre 1618 entbrannte ein grolser Religionskrieg
zwischen den Katholiken und den Evangelischen in
Deutschland. Weil er fast ohne Unterbrechung bis zum
Jahre 1648 geführt ward, so hat man ihn später den
dreiflsigjährigen genagnt. Kein anderer Krieg hat
soviel Elend über Deutschland gebracht als dieser. Weit
und breit wurden die blühendsten Landsche#o##ft#uckirbu
lich verheert, und entsetzliche Grausamkefeennta####ho#le