43. Die Hausapotheke. 49
Die Kamillen, welche zu den Korbblütlern gehören
und einen starken, gewürzhaften Geruch haben, sollten in
jedem Hause vorräthig gehalten werden. Man füllt sic in
Säckchen und legt sie auf Geschwülste. Innerlich werden
sie bei Krämpfen, bei Kolik und anderen Krankheiten ange-
wendet, indem man von den getrockneten Blüten so viel,
als man in drei Fingern balten kann, in ein Gefäß wirft
und sie mit einigen Tassen siedenden Wassers übergießt.
Nachdem das Ganze wohl zugedeckt eine Zeit lang gestanden
hat, seiht man die Flüssigkeit ab und trinkt den Thee mit
etwas Zucker. Auch aus Hollunder= und Lindenblüten,
aus der Minze, der Baldrianwurzel, den Wacholderbeeren
u. dgl. bereitet man Thee.
Die Kollunderb#ll#en werden ebenfalls mit Nutzen
theils zu Kräutersäckchen äußerlich, theils als warmer Thee
innerlich gebraucht, wenn man Schweiß erregen will. Man
pflückt sie von dem Hollunderstrauche, der zu den dolden-
blütigen Gewächsen gehört. Die Beeren kocht man zu
einem Mus.
Bei verdorbenem Magen, Mangel an Appetit, Drücken
in der Magengrube und saurem Aufstoßen dienen der Wer-
mut, die Schafgarbe und der Fieberklee als wirksame Arznei-
mittel. Die Schafgarbe findet sich an den Wegerändern
und auch sonst häufig und hat weiße und röthliche Blüten
und dreifach gefiederte Blätter.
In Küchengärten zieht man häufig verschiedene Arznei-
gewächse nicht nur für den eigenen Gebrauch, sondern auch
zum Verkaufe. Hierher gehören eine Anzahl Kräuter, welche
einen gewürzhaften Geschmack und Geruch haben, wie der
Lavendel, die Minzenarten, die Raute, der Salbei,
der Thymian, Fenchel, Anis, Kümmel u. dgl. Das
Süßholz kommt in Italien und Spanien wildwachsend vor,
wird aber im mittleren und südlichen Deutschland, besonders
in der Umgebung von Bamberg, auch in Gärten angebaut.
Es ist ein Hülsengewächs, dessen fingerdicke, kriechende Wur-
zeln einen sehr süßen Saft enthalten. Dieser wird unter
dem Namen Lakrizensaft in den Apotheken verkauft und
gegen Husten und Heiserkeit gebraucht. Die Wurzel einer
Malvenart, des Eibisch, dient zu gleichem Zwecke, da sie
sehr vicl milden Schleim enthält.
Leseduch für umgetheilte Volksschulen. U. 8