56 49. Der Igel.
oben und unten, nur zwei einzige, und zwar scharfe Vorderzähne,
und gar keine Eckzähne, sondern eine Lücke bis zu den Stock-
zähnen. Alle Raubthiere aber, welche andere Thiere fangen und
fressen, haben sechs oder mehr Vorderzähne, dann Eckzähne
auf beiden Seiten und hinter diesen zahlreiche Stockzähne. Wenn
ihr nun das Gebiß eines Maulwurfs betrachtet, so werdet ihr
finden: er hat in der obern Kinnlade sechs und in der untern
acht spitzige Vorderzähne und hinter denselben Eckzähne auf allen
vier Seiten, und daraus folgt: Er ist kein Thier, das an Pflanzen
nagt, sondern ein kleines Raubthier, das andere Thiere frißt.
Zweitens, wenn ihr einem getödteten Maulwurfe den Bauch
aufschneidet und in den Magen schaut. Denn, was er frißt,
muß er im Magen haben, und was er im Magen hat, muß
er gefressen haben. Nun werdet ihr, wenn ihr die Probe machen
wollt, nie Wurzelfasern oder so etwas in dem Magen des Maul-
wurfs finden, aber immer die Häute von Engerlingen, Regen-
würmern und anderem Ungeziefer, das unter der Erde lebt.
Wie sieht's nun aus? Wenn ihr den Maulwurf fleißig
verfolgt und mit Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr
euch selbst den größten Schaden und den Engerlingen den größten
Gefallen. Da können sie alsdann eure Wiesen und Felder ver-
wüsten, wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt alsdann
der Maikäfer und frißt euch die Bäume kahl wie Besenreis. So
sieht’s aus.
49. Der JIgel.
Der Igel, ein nächtliches Raubthier, findet sich in ganz
Mittel= und Südeuropa und ist durch den graubraunen Stachel-
panzer merkwürdig, welcher die obere Seite seines Körpers
bedeckt. Die Stacheln sind eigentlich zusammengewachsene Haar-
bündel und dienen dem Thiere als Schutzwehr. Der eigen-
thümliche Bau seiner Hautmuskeln macht es ihm möglich, sich
zu einer Kugel zusammenzurollen, so daß dem angreifenden
Feind nach allen Richtungen Stacheln entgegenstarren. Der
Bauch des Igels ist mit weißgrauen Haaren bedeckt. Seine
Schnauze ist rüsselförmig, das Gebiß scharf, das Ohr kurz und
rund, der Schwanz sehr kurz; die Füße sind fünfzehig.
Als Wohnung dienen ihm dichtes Gebüsch, hohle Bäume,
Scheunen, Ställe und Erdlöcher. Während des Tages schläft er
meistens; auch hält er einen Winterschlaf. Nachts wandert er,
Nahrung suchend, geräuschlos umher. So dumm er dareinschaut,
und so schwerfallig und träge sein Gang erscheint, so geschickt
weiß er Würmer, Schnecken, Engerlinge, Frösche, Kröten, Mäuse,
selbst Schlangen zu fangen. Der Genuß der giftigen spanischen
Fliegen, sowie der ebenfalls giftigen Kreuzotter schadet ihm nicht.