Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

62. Die Vögel. 69 
Dögeln, welche Körner fressen, kommt das Futter nicht gleich 
in den Magen, sondern es bleibt eine Seit lang im Kropfe, 
um bier erweicht zu werden. 
Eigenthümlich ist den Dögeln der Nestbau. Sie bauen 
die Mester immer an solche Orte, wo sie am leichtesten ihre 
Nahrung und Schutz gegen ihre Feinde finden. Dabei verfahren 
sie sehr vorsichtig und klug. Die Keester selbst sind sehr ver- 
schieden. Manche Dögel machen nur ein Lager aus Heu 
oder Stroh auf der Erde, in einer Felsenspalte, in einem 
hohlen Baume: andere dagegen flechten, bauen oder mauern 
sich künstlichere Zester. zeder Dogel wählt sich zum k#estbau 
die Stoffe, welche für ihn am geeignetsten sind: Heu, L Roos, 
Laub, Haare, Wolle u. dgl.; manche bauen ihre Nester auch 
aus Sweigen (Reisig), die sie in einander flechten, andere aus 
Cehm, wie die Schwalben. Der Schneidervogel bereitet sein 
Rest, indem er ein Baumblatt mit einem andern zusammen- 
näht und so einen Sack bildet, in welchen er seine SEier legt. 
Beim Nähen muß ihm der Schnabel als Nadel dienen und 
ein weicher Grashalm als KHaden. Die Naht sieht keineswegs 
unschön aus. 
Meistens baut das Weibc#en das RNest; bei manchen 
Dogelarten z. B. den Schwalben hilft aber auch das Männ- 
chen zum Bauen. 
Wenn das Aest fertig ist, so legt das Weibchen die Eier 
hinein. Die Anzahl derselben ist sehr verschieden. Wanche 
Raubvögel und Schwimmvögel legen nur ein Ei, die Tauben 
zwei, die Möven drei, die Raben vier, die Schwalben sechs 
bis acht, die Wildgänse 12, die Rebhühner 16 — 20. Das 
Haushuhn kann in einem Jahr über 100 Sier legen, wenn 
es gut gefüttert wird. Sben so verschieden wie die Sahbl der 
Eier ist die Größe derselben. Das Ei des Kolibri ist nicht 
größer als eine Erbse; das des Straußes aber ist so groß wie 
der Kopf eines Kindes. Der Strauß baut kein Nest, sondorn 
legt seine Sier in den heißen Sand der Wüste. 
Bei den meisten Dögeln besorgt das Weibchen das Aus— 
brüten der Sier; bei den Hühnern, Gänsen und Enten bleibt 
ihm auch die Oflege der Jungen allein überlassen. Der Kuckuck 
legt seine Sier in die Nester kleinerer Dögel und läßt sie von 
ihnen ausbrüten. 
Die Jungen mancher Vogelarten können laufen und sich 
ihre TMah#rung suchen, sobald sie aus dem Ei geschlüpft 
sind; so ist es bei den jungen Hühnern, Gänsen und Enten 
(Testflüchtlern). Andere dagegen sind beim Auskriechen blind 
und fast nackt und können weder laufen noch fliegen, noch sich 
ihre Mabhrung suchen. Sie werden von ihren Eltern gefüttert, 
bis sie flügge geworden sind (Resthocker).
	        
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