74 6K. Die Lerche.
hoch taxiren. Ihr Federkleid ist schlicht und schmucklos, das der
Nachtigall auf dem Rücken röthlichgrau und am Schwanze
röthlich-braun, jenes der Grasmücke braungrau. Die Bauch-
federn sind bei beiden weißlich. Diese Vögelein setzen sich nicht
durch äußern Glanz in Ansehen, sondern tragen, wie edle Menschen,
ihren Werth in sich. Wie gerne lauscht man auf die flötenden,
mannigfaltigen, uns fast wehmüthig stimmenden Töne der
Nachtigall, der Königin unter den beschwingten Sängern! Der
etwas sanftere Gesang der muntern Grasmücke steht hinter
dem der Nachtigall kaum zurück und wirkt erheiternd auf das
Herz des Menschen. Die Nachtigallen und Grasmücken gehören
zu den Zugvögeln und verbreiten sich während des Sommers
über ganz Europa.
Sie sind liebe, zutrauliche Thierchen, die sich gerne in der
Nähe des Menschen aufhalten, als ob sie wüßten, wie sehr sie
denselben mit ihrem Gesang erfreuen. Sie bauen ihre kunst-
losen Nester in dichtbelaubte Hecken oder in niedriges Gebüsch
und legen in dieselben 4—6 Eier. Der Schnabel ist wie bei
allen Singvögeln ziemlich dünn, gerade und pfriemenförmig.
Die Nachtigall ist etwas größer als die Grasmücke und wird
nicht selten in Käsigen gehalten. Beide Vögelchen gewähren
uns aber nicht bloß Vergnügen, sondern nützen uns auch durch
Vertilgung vieler schädlicher Insekten und Insektenlarven. Außer-
dem verzehren sie Beeren und Sämereien.
Auch das muntere und zutrauliche Rothkehlchen, das
beständig mit dem Schwanze wippt und dabei possierliche Ver-
beugungen macht, ist ein vortrefflicher und durch Vertilgung der
Insekten sehr nützlicher Sänger.
68. Die Lerche.
Die Lerche') ist der erste Frühlingsbote. Sobald die
sonnigen, warmen Tage im Februar oder WMärz den Schnee
wegthaauen und die Eisdecke schmelzen, steigt auch die Lerche
trillernd in die Luft. Den ganzen Frühling und Sommer
über wird sie nicht müde, vom frühbsten Morgen an ihre fröh-
lichen Lieder zu singen. Am liebstem Kält sie sich in der Tähe
des enschen auf. Sie ist etwas größer als ein Sperling,
trägt ein graues Kleid und nährt sich von Insekten und
Sämereien. Die Haubenlerche, welche nicht zu den Sugvögeln
gehört, hat an ihrem kleinen, runden Kopfe ein aufrecht
stellendes Federhäubchen, das der Feld- und Waldlerche feblt.
Die Flügel der Lerche sind ziemlich lang. Mit diesen schwingt sie
sich hoch empor und schwebt trillernd in der blauen TLuft.
*) Lerche, ursprünglich Leracha bedeutet Furchenwacherin.