— 6 —
Damals regierte in Baiern Kurfürst Kar! Theo-
dor. Während Baiern, seit Anfang des 18ten Jahr-
hunderts, sein Daseyn aus mancherley Stürmen mähsam,
oft wunderbar gerettet ssh, im Jahre 1712 durch den
Urrechter-Frieden, im Jahre 1745 durch den zu Füssen,
im Jahre 1770 durch den zu Teschen geschlossenen Frie-
den; während es durch den Letzteren einen seiner schdn-
sten Bestandtheile, das Innviertel eingebüßt hatte, schien
es beim Regierungsantritt Karl Theodors, durch Ver-
einigung mit der Rheinpfalz, an Stärke gewonnen zu
haben. Es bildete damals einen Staat, von beinahe
21 Millionen Seelen, bepölkert, ) Aber der baierische
Staat, wax er gleich an Flächen-Inhalt und Einkünf-
ten gewachsen, hatte darum nicht verhältnißmäßig an
innerer Kraft zugenommen. Denn er bestand aus drey
verschiedenen dreyßig bis sechzig Meilen von einander
entlegenen Länder-Massen.
Dazu kam, daß der Vorfahr Karl Theodors, Kurfürst
Marximilian Joseph, sich mit dem friedlichen Anbau
der Wissenschaften und Künste begnügt, den Wehrstand
fast gänzlich vernachläßiget hatte. Das gesammte Heer
6% Die dem pfalzbaierischen Scepter zu damaliger Zeit untere
worfenen Länder waren wie folgt:
das Herzogthum Baien 870, 808 Einwohnerg.
die obere Pfaaz. 171,764 „
Herzogthum Neuburg 98,050 »
Herzogthum Sulzbach. 51,541 „
Gesammte alte Kurpfälzische Lande auf
dem linken Rheinufer, dann die kur-
pfälzischen binder quf dem rechten
Rheinufer 756,000 "„
das Herzogthum Berg ..* 261,500 „"„
Total-Summe 2,179,132 Einwohner.