Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

groͤßtentheils unbrauchbar waren, hatten sieben Kaval- 
lerie-Regimenter nichk mehr, als 2830 Mann und nur 
615 Pferde. — An leichten Truppen aller Art fehlte es. 
Das Infanterie-Bataillon war nur 100 Mann stark; 
jede der fünf Staabs-Kompagnien in den Regimentern 
hatte nur zwey Offiziere. Der gemeine Mann war außer- 
ordentlich schlecht bezahlt, durch Mißhandlung und Ent- 
würdigung muthlos. Das „Unter die Soldaten gestellt 
„werden“ galt als Strafe, wie das Juchthaus. Wie 
mag der-für die Ehre seines Fürsten und Vaterlandes 
begeistert das Leben wagen, dem selbst alle Ehre ent- 
fremdet ist? — Noch mangelten Schiffbrücken und Mu- 
nitions = Karren; Kanonen und Mörser hatten wenig 
Brauchbarkeit. In allem, was zur Bewaffnung und 
Bekleidung, oder was irgend zur vollständigen Ausrii- 
stung eines Heeres erforderlich ist, wurde der empfind- 
lichste Mangel allgemein gespürt. 
Der Generallieutenant Graf Rumford empfing da- 
her im Anfang des Jahres 1780 den Auftrag, eine 
bessere Bildung des Heerwesens zu veranstalten. Er bes 
gann damit, der großen Masse einen edlern Geist zu 
geben, das Selbstgefühl des gemeinen Mannes zu erhd- 
hen. Denn nur die sittliche Kraft des Menschen isi die 
Grundlage seiner ganzen Stärke. Kein Verbrecher, kein 
Auswurf der bürgerlichen Gesellschaft durfte fürderhin in 
die Reihen derer ausgenommen werden, die, mirt der 
Todesweihe für Fürst und Vaterland „nicht nur die Ehre 
Beider schirmen, sondern Beiden selbst eine Ehre seyn 
sollten. Regiments-Schulen entfernten den Müßiggang, 
beschäftigten die Familien der Krieger, und bildeten Geist 
und Herz der soldatischen Jugend. In Friedens-Tagen 
ward durch eigene Militär-Arbeitshäuser, oder durch
	        
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