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lenen Gebieten zu nehmen, erhob der Wiener Hof neue
Anstände, wegen Passau. Oesterreichisches Kriegsvolk,
unter Anführung des Generals Strauch, rückte (in
der Nacht vom 1bten zum 17#en August) in diese Stadt
ein, und der kaiserliche Bevollmächtigte Freiherr von Hü-
gel machte folgendes Tages dem Reichstage zu Re-
gensburg den Antrag, den am rechten Inn-Ufer gele-
genen Theil Baierns gegen bfterreichische Besstzungen in
Schwaben auszutauschen.
Passau war für Baiern allzuwichtig. Diese Stadt
mit ihrer Veste Oberhaus, schon im spanischen, dann im
baierischen Erbfolge-Krieg, als der Schlüssel Baierns,
erkannt, hatte seit Abtretung Braunau's an Oesterreich
(im Jahr 1700) noch größere Bedeutsamkeit gewonnen.
Hier nur allein war auf dieser Seite noch ein Inn-
Uebergang streitig zu machen. Auch Frankreich konnte,
im Falle bünftiger Kriege, nicht gleichgültig ansehen, in
wessen Hand Passau sep, dieser für jedes Heer, welches
im Besitz der Donau seyn will, nicht minder, als Ulm,
starke Anlehnungspunkt. Ohnedieß hatte schon der fran-
zösische Minister Talleprand, als er (Listen August
1302) dem Senate zu Paris den franzdsisch= russischen
Entschädigungs-Entwurf überreichte, ziemlich klar aus-
gesprochen, daß zur Bewahrung eines staatsthümlichen
Gleichgewichts der verschiedenen Mächte, von diesem
Entwurfe nicht mehr abgewichen werden könne.
Da inzwischen der Wienerhof gegen alle Vorstellun-
gen der französischen, russischen und preußischen Ge-
sandtschaften zu Regensburg bei seiner Erklärung (28sten
August) beharrte, Passau nicht eher zu räumen, bis dem
Großherzoge von Toscang eine hinreichende Entschädi-