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allein da, Preußen unpartheisam, Rußlands Hülfe nur
in der Ferne; hingegen am Rheine Frankreichs volle Macht,
ein kühnes, altgeübtes, sieggewohntes Heer, und diese
überlegene Macht von berühmten Feldherren geführt, an
ihrer Spitze Napoleon selbst, dessen Name schon ein
Heer galt. Und hätten auch beiderseits Streitkräfte und
Feldheriugaben wirklich einander das Gleichgewicht gehal-
ten: so dürfte doch nicht ganz vergessen werden, was
das baierische Volk noch nicht vergessen hatte. Es sollte
dieß Volk nämlich für Hesterreich abermahls in den
Kampf gehen, für eine Macht, welche seit vielen Jahro
hunderten die gänzliche Vernichtung Baierns begehrt,
oft schon vorbereitet und beschlossen, hatte, und diese Ab-
sicht noch vor, während und nach dem Lüneviller-Frieden
bei jeder Gelegenheit und in den Augenblicken hervorleuch=
ten ließ, da Baiern noch an den Wunden blutete, die
es für Oesterreichs Rettung und Wohl, als Bundesge-
noß empfangen hatte. Es sollte dieß Volk gegen
Frankreich in den Kampf gehen, gegen eine Macht,
ohne deren Beistand und entschlossenen Ernst, Baiern
wahrscheinlich von dem großen Nachbarstaate verschlung
gen, seines angestammten Fürstengeschlechts verlustig, und
als eines der ältesten Stammvölker Deutschlands zur
habsburgischen Nobenprovinz geworden wäre. Dieß hatte
das Volk, dieß das Heer nicht vergessen. Es konnte
seine Furcht und Scheu vor Oesterreich nicht in Liebe, und
seine Dankbarkeit gegen Frankreich nicht in Haß verkehren.
Kurfürst Maximilian Joseph kannte diese
Stimmung, und wußte, wie stark er mit ihr oder wider
sie seyn würde. Aber auch wußt' er, als deutscher Fürst,
was er zuletzt für Ocutschlands-Unabhängigkeit und Ehre
gegen ausländische Bothmaßigkeit sollé; nicht minder, als