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sie vier Tagereisen voraus hatten, glaubte Napoleon
dennoch den Versuch wagen zu sollen, diesen schwerfälli-
gen Jug einholen, die Gefangenen befreien und das
Geschütz entführen zu lassen. Dieß war die Aufgabe
des Generals Wrede.
Als derselbe in Znaym mit der Reiterei einzog, sah
Napoleon zum erstenmahle baierische Schaaren, als
Bundesverwandte, an sich vorüber ziehen. Sein laut
geäußerter Beifall über die kriegerische Haltung dieser
sonst von Bundesgenossen mit Stolz behandelten Krie-
ger, erwarb denselben die allgemeine Achtung im Heere.
Napoleon sprach mit Wärme über eine künftig gün-
stigere Stellung Baierns unter den Staaten, und schenkte
dem Heere desselben 15,000 Gewehre, nebst allem Ge-
schütz, welches die Oefterreicher in frühern Kriegen den
Baiern abgenommen, und #n Wiener Zeughause ver-
wahrt hatten. Napoleor kannte das menschliche Herz.
Männer zu begeistern, die nur für ihr Vaterland athme-
ten, ehrte er das Vaterland derselben. Wrede und
seine Schaaren zogen freudigern Gemüths dem Feinde
entgegen; durchschwammen auf ihren Rossen die Taja,
wo sie die Brücke zerstdrt fanden, und stellten ihre
WVorwachen bis gegen Freittersdorf. Das baierische Fuß-
volk hingegen, beim Bernadotte'schen Corps zurück-
geblieben, verweilte mit demselben in den Gegenden
von Znaym. Noch waren zu demselben nicht die aus
Salzburg und Tirol berufenen baierischen Truppen ge-
stoßen. Denn Marschall Ney hatte, sobald Tirol gänz=
lich von Feinden leer war, Befehl empfangen, dieß
Gebirgsland den Baiern zu übergeben, sich selbst aber
in Salzburg zu andern Bestimmungen bereit zu halten.
Also mußten das erste, zweite, neunte und zehnte Linien-