Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

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theile, empfunden habe. Denn schon im Jahre 1702 
sprach er seinen Willen aus, man müße, bei den wach- 
senden Gefahren, größere Kräfte zur Selbsivertheidigung 
aufbieten. Er äußerte noch im Jahr 1708 den Sctän= 
den wiederholt, es sey bei dem Druck, welchen das Land 
von Feinden sowohl, als von kosispieligen Freunden dulde, 
dringend Noth, eine Achtung gebietendere Stellung an- 
zunehmen. Allein er gelangte nicht zum Zweck. Die- 
sem hätte eine weisere Verwendung der Staats-Eine 
künfte, und von Seiten der Stände, die Ueberzeugung 
vorangehen müssen, daß unter so außerordentlichen Um- 
ständen außerordentliche Anstrengungen unvermeidlich wä- 
ren. Statt dessen fand der Kurfürst immerwährenden 
Widerstand, und das Land versank in immer tiefere 
Muthlosigkeit. Denn ganz Baiern war von zahlreichen, 
ösierreichischen Kriegsvolkern überschwemmt, während 
feindliche Heere den Gränzen droheten. Fast unerschwing- 
liche Lieferungen wurden fort und fort ausgeschrieben, 
während die Jersidrungen und Ausschweifungen der im 
Lande befindlichen Kriegsvblker nicht zu beschränken wa- 
ren. Dann wurden dazu noch die Durchzüge der Rus- 
sen, als nahebevorstehend, angekündigt, die Uebel der 
Gegenwart mit der Furcht der zukünftigen zu vermehren. 
Es läßt sich schon ahnen, wie unter solchen Ver- 
hältnissen die Staatshaushaltung beschaffen seyn mußte. 
Die Verwirrung in der Verwaltung der Finanzen war 
so groß, daß man den neuen Beherrscher von Baiern 
weder den wirklichen Ertrag der dffenrlichen Gefälle, 
noch sogar die Größe der Staatsschulden mit Bestimmt- 
heit angeben konnte. Das landschaftliche Steuer= und 
Umschlagswesen war mit einem dichten Schleier verhüllt, 
um das Unverhältnißmäßige und Verderbliche in demr
	        
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