Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1789 bis zum Frieden von Tilsit 1807. (1)

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Frledens= Unterhandlungen wurden endlich in Preßburg 
(20sten December) geschlossen. Wie groß auch Napo- 
leon's Sieg am Tage von Ausierlitz gewesen war, hatte 
er dennoch kaum so ungeheuere Früchte desselben erwar- 
ten konnen. Denn er kannte das Gewagte seiner Stel- 
lung, und die furchtbare Stimmung aller um ihn #her 
wohnenden Volker. Oesterreich war noch immer im Besitz 
unerschdpfter, reicher Hülfsquellen. Oas russische Heer 
hatte, nach der unglücklichen Schlacht, neuerdings große 
Verstärkungen unter dem General Essen empfangen. 
Erzherzog Karl, verstärkt durch Erzherzog Johann, 
an der Drau, ließ Gräz, die Hauptstadt der Stepermark 
(5ten December) durch den Feldmarschall-Lieutenant 
Chasteler besetzen, und bereitete sich zum Juge nach 
Wien vor, von welcher Stadt seine Abtheilungen am 
ten December nur noch sechs Meilen (bei Windpassing) 
entfernt waren. Der Geist des ungarischen Aufgebotes 
sprach sich männlich für seinen geliebten und durch Un- 
sälle gebeugten Herrscher aus. Die drohende Stimmung 
Neapels gegen Frankreich wurde durch die Bewegungen 
der Engländer und Russen an den Küsten des Landes 
unterhalten. Mailand, Genua, Parma, ganz Ober- 
Italien war voll dumpfer Gährung. Die aus dem nie- 
dersächsischen, westphälischen und preussischhessischen. Heere 
zusammengesetzte Kriegesmacht Preussens hatte sich den 
Geänzen Frankens und Westphalens immer mehr genäherr, 
und schien jeden Augenblick bereit, im Rücken des napo- 
leonischen Heers entscheidend mitwirken zu wollen. Brit- 
ten bewegten sich schon gegen die Weser; Schweden und 
Russen schon ins Innere von Hannover. Das Alles kannte 
Napoleon. Große Gefahren hatte er besiegt; aber 
noch größere blieben seinem außerordentlichen Geiste zu
	        
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