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NRapoleou's Scharfblick erkannte wohl, daß der
Krieg erst jetzt mit furchtbarem Ernst beginnen, und die
Frucht seiner bisherigen Siege von neuem zweifelhaft
gemacht werden solle. Auch er bot, was seinem zZepter
gehorchte, zu neuen Anstrengungen auf. Während er,
von Berlin aus durch seinen berühmten Beschluß so,
weit er herrschte, die Britten, ihren Handel, ihre Waa-
ren, selbst ihre Reisende vom Festlande verbannte, machte
er sein Heer vollzählig, seine Reiterei mit preußischen
Pferden beritten, in Frankreich eine neue Aushebung
von 80 000 Streitern, und die gesammte waffenfähige
Mannschaft daselbst, unter dem Namen Nationalgarde,
zur Landwehr. Die Polen bewaffnete er aus preußischen
Zeughäusern; denn schon hatten sie, wenige Wochen
nach begonnenen Aufstand, vier vollzählige Regimenter
errichtet, die Vestungen Czenstochow und Lenczyz, die
Städte Kalisch, Sieradz, Kempen und Wildowa ge-
nommen, die preußischen Besatzungen vertrieben. Auch
eine hessische Legion, ein franzöôsisch= preußisches und
westphälisches Regiment befahl Napoleon aus brod-
losen Offizieren und Soldaten der eroberten Lande zu
bilden, von denen er ausserdem noch eine Kriegssteuer
von 150 Millionen Franken erhob. Doch leichter ward
es ihm, das Geld zu erhalten, als die Menschen. Nur
wenige Deutsche folgten dem entehrenden Rufe, den
Fahnen des Ueberwinders wider ihre unglücklichen Für-
sten zu folgen. Auch das Kurfürstenthum Sachsen
und die übrigen sächsischen Fürstenthümer wurden mit
Contributionen und Regquisitionen heimgesucht, ungeach-
tet des ihnen verheissenen Schutzes, und dann erst in
den Rheinbund, als Genossen desselben, ausgenommen,
nicht ohne lästige Bedingungen. Denn das Kurfärsten-