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fochten, ihrer schönsten Zeiten würdig. Mit kaum 7,000
Mann vertheidigten sie den Ort gegen vielfache Ueber-
macht. Von Straße zu Straße schlug man sich mit
dem Bajonett. Und noch, als Soldau schon verloren, die
Nacht da war, griff Lestocq wiederholt, wenn gleich
vergebens an. So blieb dieser Heldenschaar nichts, als
sich, nach bedeutendem Verlust gegen Neidenburg, und
von da endlich hinter die Alle nach Friedland und Ger-
dauen zu ziehen.
Das Hauptziel Napoleons war, das russische
Heer unter Benningsen bei Pultusk zu schlagen.
Daher rückte er, der elenden Wege ungeachtet, unauf-
haltsam fort. Sein linker Flügel unter Bernadotte,
Ney und Bessieres zog über Biezun gegen Grodno;
Marschall Soult gegen Ciechanow, von wo und von
Lopaczyn die russische Heerabtheilung Sackens und
deren Nachhut unter General Pahlen auf Pultusk
zurückgeworfen wurden (25ten December); Marschall Au-
gereau gegen Golymin; Davoust in der Richtung
zwischen Golymin und Pultusk; das Corps des Mar-
schall Lannes und ein Theil des Corps vom General
Süchet unmittelbar gegen Pultusk.
Hier hatte General Benningsen seine gesammten
Streitkräfte, ohngefähr 35,000 Mann beisammen, und
den Entschluß gefaßt, obgleich sein Heer an Lebensmit-
teln Mangel litt, und sehr ermüdet war, die Schlacht,
wenn sie geboten würde, anzunehmen. Die zweite,
sechste und den größten Theil der vierten Heer-Abthei-
lung stellte er am rechten Narew-Ufer in einer nicht
großen Ebene auf, die links an die Stadt, rechts an
das Dorf Mosczina gelehnt, von drei Seiten mit Wald,