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widerstehen. Der preußische Lieutenant Gail faßte
zuerst den Gedanken, die Grafschaft Glatz zum Sam-
melplatz aller derer zu machen, die freiwillig den Kampf
gegen die Fremden zur Vertheidigung des schdnen Schle-
siens übernehmen wollten. Der Major Graf Götzen
stellte sich an die Spitze, dem der Kdnig seinen Beifall
ertheilte, und die Würde eines Generalgouverneurs von
Schlesien gab. Binnen sechs Wochen hatte dieser thä-
tige Mann, obgleich er nur auf die Hülfs-Quellen der
Grasschaft Glatz beschränkt war, ein Corps von acht
Geschwadern Reiterei, einem Bataillon Grenadiers und
acht bis zehn Jäger-Compagnien aufgerichtet, zweck-
mäßig gekleidet, bewaffnet, eingeibt und an Manns-
zucht gewöhnt. So offenbarte sich die Varerlandsliebe
Schlesiens!
Der Generallieutenant Deroy inzwischen, dessen
Belagerungs-Corps vor Kosel nach dem Abzug so vie-
ler Truppen gegen Polen sehr geschwächt, und durch
Thauwetter, Regen und Ueberschwemmungen sehr in
allen Unternehmungen gehemmt worden war, hatte end-
lich die von den Gewässern beschädigten Arbeiten wieder
ausbessern lassen. Er begann die Beschiessung (am 23ten
Februar) von neuem, und setzte sie bis zum fünften Tage
fort, doch ohne eutscheidenden Erfolg. Jeder aufstei-
gende Brand in der Vestung ward stets sogleich gelbscht.
Dort ward von den Wällen jedesmahl mit siebenzig Sti-
cken Geschützes geantwortet, während die Belagernden
dessen nur dreißig und noch dazu Mangel an Munition
hatten, woran inner der Vestung Ueberfluß war. Kein Wun-
der, wenn Oberst Neumann, als Befehlshaber in Ko-
sel, die wiederholte Aufforderung Deroy's wiederholt
(#ten März) abschlug.
II. #tes Buch, 9