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drangen ein (1 Uhr Morgens 20ten Juni), waͤhrend zwei
Haubitzen der Baiern gegen die Stadt donnerten; ver-
trieben die Preußen, ihrer verzweifelten Gegenwehr un-
geachtet, gänzlich; und übten das barbarische Recht,
welches, nach Kriegesgebrauch, die mit Sturm erober-
ten Orte verfolgt. Die unglückliche Stadt wurde ge-
plündert. Aber wahrer Helden glänzendste Eigenschaft
wäre menschenfreundliche Schonung des Besiegten gewe-
sen! Rechts und links der Stadt, an der Mitte des
Berges, auf dem die Vestung gelegen ist, waren zwei
Barterien aufgeworfen, in deren einer eine ganz neue
eiserne 12 Pfünder Kanone stand. Auch dieser bemeister-
ten sich, noch während des Sturms, die Schützen. Die
Kanone, welche sie vernagelten, brachten sie erst später
ins Lager, als Siegeszeichen.
Die nun folgenden feindlichen Neckereien zwischen
Belagerern und Belagerten, selbst die Beschießung der
Peste aus der ersten vollendeten Batterie, welcher die
Preußen mit einem Kugelregen antworteten (2ten Juli),
waren ohne bedeutende Wirkung. Mehreres verhütete
der Friedensbore, welcher in demselben Augenblick die
Nachricht vom abgeschlossenen Waffenstillstand zwischen
dem preußischen Kdnige und dem franzosischen Kaiser über-
brachre. Oieser Stillstand war die erste Frucht des grof-
sen, bei Friedland durch die Franzosen errungenen Sieges.