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dern besetzt, und von der Stirnseite so stark, daß General
Wrede ihn Anfangs erst links und rechts wollte um—
gehen lassen. Aber die Felsen und Berge umher, noch
tief mit Schnee bedeckt, zeigten sich ganz unzugaͤnglich.
Daher beschloß er, ungesaͤumt von vorne anzugreifen.
Am ltiten Mai, es war der Himmelfahrtstag, der viele
von den Tiroler-Schützen zur kirchlichen Andacht weg-
gelockt hatte, ließ er mit Tagesanbruch den General
Minuzzi mit dem öten Linien-Regimente, und dem
Zten Bataillon des 13ten Regimentes, nebst 8 Haubitzen
und 3 Zwblfpfündern, den Paß stürmen, das Bataillon
Laroche voran. Die Natur des Ortes, die Tapfer-
keit der Vertheidiger dieses Gebirgthores, deren Menge
sich stündlich vergrdßerte, droheten, den unerschrockenen
Muth der Baiern zu vereiteln. Neun Stunden lang war
gestritten; vier Stürme waren zurückgeschlagen; mancher
Brave lag auf dem Kampfplatze entseelt. Da ließ Ge-
neral Wrede, gegen 3 Uhr Nachmittags, den Obersten
Grasen Berchhem an der Spitze des 2ten Bataillons
vom öten Regimente (Zzwei Compagnien vom uisten Ba-
taillon, und das leichte Bataillon Laroche mußten un-
terstützen) noch einmal den Angriff erneuern. Wüthender,
als je zuvor, war der Anfall. Die vornehmsten Offi-
ziere der Baiern gingen mit geschwungenen Degen voran.
Oberst Berchhem, Oberstlieutenant Sarny, Ingenieur-
Oberlieutenant Hazzi sprangen zuerst über die Verhaue.
Nun stürzten Hunderte Hunderten nach. Der Strub-
und Loferpaß, die Umgebungen, die Kanonen wurden ge-
nommen, die Oesterreicher gefangen. Aber so ergrimmt
war der baierische Soldat, daß er in der ersten Wuth
keines Lebens der Tiroler schonte, und dem Fluchen,
Bitten, Befehlen und Drohen seiner eigenen Hauptleute