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Der österreichische Feldmarschall-Lieutenant Fen-
ner, als er den Loferpaß verloren sah, zog sich, unter-
stützt vom Kitzbuchler-Landsturm, fechtend über Wag-
ring zurück, wo Wrede noch denselben Tag sein Haupt-
quartier nahm. Fenner'S Widerstand am folgenden
Tage (12ten Mai) bei allen Schluchten und Engwegen,
der Kugelregen von allen Höhen ringsum, das Herab-
prasseln losgelassener Felsenstücke von den Bergen, — nichts
hinderte den Anführer der Baiern, über St. Johann bis
Elman, im Rücken der Belagerer von Kufstein, vorzu-
dringen. Zwar litt er einen Verlust von 30 Todten und
auf die Brandstätten, auf die geplünderten Dörfer, auf
jene Leichen, die ohne Waffen in der Hand ermordet
worden sind.
Euer General, dessen einziger Stolz und Glückfelig-
keit es war, wann Euere moralischen Handlungen, Euere
Disciplin Eueren militärischen Thaten gleich blieben,
spricht mit Thränen in den Augen zu Euch, und sagt
Euch, daß Euere Gefühle von Menschlichkeit in Graufam-=
keit ausgeartet sind.
Ich fordere Euch auf, von heute an wieder das zu seyn,
was Ihr seyn sollet und müsset, Soldaten und Menschen.
Ich schmeichle mir, die Mehrheit unter Euch wird meiner
Stimme folgen; sollten gegen Erwarten Unwürdige unter
Euch seyn, die von heute an noch einen Unbewaffneten
morden, die Häuser plündern und anzünden, so bin ich
gezwungen, Beispiele zu geben, die solchen schändlichen
Handlungen angemessen sind. Einen solchen Plünderer,
Mörder und Brenner todt schießen zu lassen, würde zu
ehrenvoll für ihn seyn; ich erkläre daher., daß der Erste,
der noch eine solche schimpfliche Handlung begehet, am
ersten Baume aufgehangen wird.
Ich befehle, daß gegenwärtiger Tagsbefehl heute und
morgen dreimal bei der gesammten Mannschaft verlesen