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länger, sich den Grenzen des eigenen Landes wieder zu
nahern. Er ließ den General Mohr, von Bloine, schnell
über die Piliza zurückgehen; sammelte seine gesammten
Streitkräfte bei Sendomir; und eroberte nach drei hef-
tigen Anfällen (vom öten, kvten und 18ten Juni) diese
Stadt endlich, und auch Lemberg wieder. Doch die Po-
len im Rücken, die Russen seitwärts, konnte er auch hier
sich nicht halten. Er sprengte die Festungswerke von
Sendomir, ließ Lemberg fahren, übergab sogar Krakan
mit Capitulation (15ten Juli), und begab sich mit dem
Heere nach Ungarn, während Polen und Russen (15ten
Juli) in Krakau einrückten.
Ungarn aber war nicht mehr ruhig, als der Erz-
herzog hieher kam. Gleichwie Oesterreich zuvor die
Sachsen, die Baiern, die Italiener und andere Vblkber-
schaften aufgefordert hatte, wider Willen ihrer recht-
mäßigen Fürsten, Gemeinschaft mit Oesterreich gegen
Frankreich zu machen: so hatte auch Napoleon schon
am 15ten Mai die Ungarn aufgeboten, sich für ihre
Unabhängigkeit mit ihm gegen Oesterreich zu vereinigen.
Aber wie jene Vblker, so verachteten auch die Ungarn
die Zumuthung ehrloser Pflichttreue. Vielmehr bildete
sich in Eile zwischen Raab und Comorn ihr Aufstands-
heer, 30,000 Mann stark, zur Verstärkung des Erzher-
zogs Carl. Denn dieser mochte in Allem nur 95,000
Mann unter seinem Befehl haben, wenn man auch dazu
den Heerhaufen des Erzherzogs Johann zählte, der
hinter Kdrmend aufgestellt, und zu 18,000 Mann zu-
sammengeschmolzen war. Carl, bis seine Streitkräfte
vergrößert seyn würden, hatte sich begnügt, eine Stel-
lung zu nehmen, wodurch er den Donau-Uebergang der
Franzosen verhindern, und Böhmen und Mähren decken
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