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3.
Kriegerische Bewegungen Oesterreichs und
Frankreichs im Anfang des Jahres 1809.
Aufstand Tirols.
Das Jahr 1800 begann. Das dsterreichische Heer
war, mitten unter den Friedens-Versicherungen des
Wiener-Hofes, zu einer furchtbaren Masse ausgebilder
worden. Man zählte 300,000 Mann wohlgeübten Kriegs-
volkes, dazu noch, nebst dem ungarischen Aufgebot,
250,000 Mann Landwehr. An die Spitze Aller war
Erzherzog Carl gestellt worden, dessen Feldherrn-Ruhm
die Siegestage von Amberg, Würzburg, Stockach, Jürich
und Caldiero gegrundet hatten. Seine Macht wurde
(Ende Februar's) in neun Armeecorps und zwei Re-
servecorps# getheilt. Der Augenblick, sich mit voller Ge-
walt gegen Frankreich und Italien zu werfen, schien
gelegener, denn jemals. Die Pforte und England
hatten ihren Frieden gemacht (Sten Jänner 1800). Na-
poleon stand mit dem Kern seiner Kriegesschaaren
jenseits der Pyrenden, vom Aufstand des spanischen
Volkes gefesselt. Die deutschen Nationen schienen bereit,
das Joch der Fremdlinge abzuschütteln, sobald die ersten
Siege des Erzherzogs das Zeichen geben würden.
Der franzdsische Kaiser, welcher zu dieser Zeit an
den Ufern des Tajo, Ebro und Guadiana kämpfte, und
durch den Sieg bei Corunna (löten Jänner) die Eng-
länder gezwungen hatte, Spanien zu räumen, bemerkte
nicht sobald die drohender gewordene Stellung Oester-
reichs, als er selber zurück nach Paris (256sten Jänner)
kam; die Fürsten des rheinischen Bundes aufbot, ihren
Zuzug zum Bundeöheer bereit zu halten, und noch ein-