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Soldat, oft nur um Lebensmittel zu finden, sich in den
leeren Haͤusern mancherley Ausschweifungen erlaubte, wie
streng auch Ordnung und Schonung des Landes befohlen
war. Es erschien hier ein oͤsterreichischer Dragoner-Of—
fizier, den der Befehlshaber derer, welche bisher die
Feste Kufstein berannt hatten, und nun gegen das Bren—
ner-Gebirg zuruͤckgezogen, abgesandt hatte. Er gab in
unanstaͤndigen Worten die Erklaͤrung, daß ein 10,000
dann starkes Corps bei Rattenberg dem weitern Vor—
ruͤcken des Herzogs ein Ende machen werde, weil man
uͤber den vorgeblichen Waffenstillstand noch keine amtliche
Nachricht habe. Wegen der Unbescheidenheit seines We-
sens ließ der Herzog diesen Hauptmann gefangen behal-
ten, und am Abend lagerte man bei Soell.
Als sich nun den Tag darauf (20sten Juli) die Heer-
haufen, denen jetzt die gesammte Reiterei mit der Bat-
terie Vandouve vorangehen mußte, der Stadt Natten-
berg näherten, zeigte eine Absendung der Bürgerschaft
die Unterwerfung der Stadt, und die Entfernung des
dsterreichischen Kriegsvolkes an. Wirklich sah man noch
die Nachhut desselben in der Ferne, meistens aus Tiroler=
Schützen bestehend, die einen Theil der Innbrücke abge-
worfen hatten. Vandouve schickte ihnen noch einige
Kugeln nach. Der Herzog aber, als er die Stadt und
Umgegend fast leer von Einwohnern sah, erließ ei-
nen Aufruf an alle, sich in ihre Wohnungen mit Ver-
trauen zurück zu begeben, und nur ihre Waffen aus-
zuhändigen.
Von Rattenberg, wo das zweite Bataillon vom
zweiten Linien = Regiment, unter dem Major Grafen
Taufkirchen, als Besatzung zurück blieb, bewegten
sich den Tag nachher sämmtliche Schagaren gegen Inns-