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selber die Schwierigkeiten erkannte, sich, mit seinen Mit—
teln allein, des Landes durch Gewalt zu bemeistern,
und anfing, an Mitwirkung der italienisch-franzoͤsischen
Truppen, vom Pusterthal und Botzen her, zu zweifeln,
wollte den Weg der Guͤte gern versuchen. Er bewilligte
eine verlangte Unterredung, befahl allgemeine Waffen-
ruhe, und ließ den General von Raglowich auf die
Vorposten gehen, um die Unterhandlungen zu leiten.
Nicht weit von den Vorposten standen die Massen
der tirolischen Bauern. Raglowich sandte den Ober-
lieutenant Baron Völderndorff mit einem weißen
Friedensfähnlein und zwei blasenden Trompetern an sie ab.
Bei diesem Anblick stellten die nähern Haufen das unauf-
hörliche Schießen ein, und schrieen den Entferntern zu,
mit Feindseligkeiten aufzuhoren. Kaum aber befand sich
Volderndorff unter der lärmenden, wilden, betrun-
kenen Menge, so ward er vom Pferde gerissen, geplün-
dert, und bis aufs Hemd ausgezogen; einer der Trom-
peter an seiner Seite verwundet; mit unglaublicher
Schnelligkeit die ganze Vorpostenkette der Baiern von
den vordrängenden Schwärmen der Insurgenten über-
rumpelt, so daß der Major von Hausmann, die Ober-
lieutenants Kellner und Kleist, nebst 48 Schützen,
gefangen, und mehrere Soldaten verwundet wurden.
Selbst General Raglowich wäre verloren gewesen,
hätte ihm der Chevaurlegers Krebs nicht, mit dem
Säbel in der Faust, durch die wüthenden Haufen Weg
gebahnt, um in die Hauptstellung hinter Mauls zurück
zu gelangen. Dahin floh auch, was sich noch von der
Mannschaft aus den Vorposten retten konnte.
Schnell sammelte hinter dem Dorfe der Oberst von
Zoller, voller Geistesgegenwart, was er an Soldaten