Großbritannien. (Mitte Mai.) 303
der Feldzugsplan angenommen wurde“ — fuhr der Redner fort — „war
ich krank, sonst würde ich davon abgeraten haben Einige seiner Phasen
waren dazu angetan, die nationale Sache zu benachteiligen, und er gab den
Tories den Vorwand für die Einbringung der Zwangsvorlage. Da in-
zwischen die Regierung die Urheber des Planes verfolgte, war ein Aufgeben
des Planes unmöglich, doch wurde festgesetzt, daß dessen Anwendung eine
maßvolle sein sollte. An Stelle des Planes sollte allmählich eine den eng-
lischen Gewerksvereinen ähnliche Organisation treten. Allein dazu ist es,
nachdem die Tory-Regierung den Beistand Roms angerufen hat, zu spät.
Wir können unsere Politik jetzt nicht, ändern, und so werde ich denn dem
Verfahren, welches Dillon, O'Brien und die übrigen Katholiken dem päpst-
lichen Erlasse gegenüber einzuschlagen für angezeigt halten dürften, keine
Hindernisse entgegensetzen."
Am Tage vorher hielt Dillon, der Schöpfer des vom Papste
geächteten Feldzugsplans, in Drogheda, wo ihm das Ehrenbürger-
recht verliehen wurde, eine Rede.
Wie Daniel O'Connell, sagte er, wäre auch er vorbereitet, seine Theo-
logie aus Rom zu holen, wolle sch aber seine Politik von keiner ausländi-
schen Macht, sei es England oder Italien, vorschreiben lassen. Der päpst-
liche Erlaß wäre in Wirklichkeit ein englischer, weil sich der Papst augen-
scheinlich mehr durch, den politischen Rat des Herzogs von Norfolk, als
durch unmittelbare Mitteilungen aus Irland selbst habe beeinflussen lassen.
Er, Dillon, wäre im Herzen ein echter Sohn der katholischen Kirche, aber
als Mitglied der irischen Parlamentspartei von dem Bestreben beseelt, für
das Wohl des Volkes zu wirken, würde er keine Einmischung irgend einer
Macht in die Angelegenheiten Irlands dulden. Der Versammlung wohnten
mehrere Priester bei, welche die Auslassungen Dillons oft durch Ausdrücke
des Unwillens unterbrachen.
Mitte Mai. (Parnelliten -Meetings.) Um der Ency-
klika den politischen Einfluß zu nehmen, werden zahlreiche Mee-
tings von den Anhängern Parnells abgehalten. In Dublin sind
bei demselben vierzig katholische Parlamentsmitglieder anwesend.
Das Ergebnis der neunstündigen Erörterung bildet ein langes
Manifest, welches zunächst darauf hinweist, daß der Erlaß des Va-
tikans von gewissenlosen Feinden des Papstes und des irischen
Volkes als politische Waffe zur Benachteiligung der irischen Be-
wegung, zur Erzeugung von Mißverständnissen zwischen dem iri-
schen Volke und seinen geistlichen Führern und zur Vergrößerung
der Gefahren, welche die Freiheiten und den Bestand Irlands be-
drohen, angewendet werde. Die im Manifeste abgegebenen wesent-
lichen Erklärungen sind nachstehende:
Die im päpstlichen Rundschreiben angeführten Tatsachen sind unbe-
gründet und wären nicht veröffentlicht worden, wenn vorher die Prälaten
Irlands und die gewählten Volksvertreter befragt worden wären, ob die
für das irische Volk nachteiligen Angaben auf Wahrheit beruhten. Die
alleinige große Ursache der Verbrechen und Konflikte in Irland wäre die
erbarmungslose Ausübung des Exmissionsrechtes, das im vorigen Jahre durch
ein Gesetz, welches eine von Grundbesitzern beherrschte Legislatur angenommen