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7sten October) in Gefahr, aus seiner Stellung, trotz
der wackern und blutigen Gegenwehr seiner Leute, ver-
drängt zu werden, hätte ihm nicht Generallieutenant
Graf Wrede im rechten Augenblick zwei Compagnien
vom dritten Bataillon seines Regimentes zu Hülfe ge-
schickt. ) Um nun fernerem unnützen Blutvergießen vor-
zubeugen, entschloß sich der Oberst, den Insurgenten
persdnlich die ihn vom Generallieutenant Wrede mit-
getheilte Proclamation des Vicekdnigs zu überbringen,
und die Waffenruhe einzuleiten. Er ließ die Friedens-
Trompete schallen. Er ging zu den gegenuberstehenden
Tirolern, die ihm freundlich entgegen traten. Bald
mischten sich Bauern und Soldaten im Gespräch unter
einander. Man wechselte Freundschafts= und Freuden-
Bezeugungen. Plötzlich, sobald sich die Bauern Meister
glaubten, fielen sie wüthend über die arglosen Soldaten
her, schlugen mit Prügeln und Gewehrkolben viele nie-
der, stürzten andere über die Felsen hinunter, machten
300 Mann und sechs Offiziere zu Gefangenen, und ver-
jagten die Uebrigen. Selbst Oberst Dallwig wäre das
Opfer seiner Pflichttreue und Zuversicht auf das Ehr-
gefühl der Feinde geworden, hätten ihm nicht einige un-
erschrockene Grenadiere den Weg der Rettung gebffnet,
indem sie einige der Bauern, die ihn umringten, nieder-
stachen.
So dauerten dann die Feindseligkeiten fort. Man
*) Schwer verwundet wurde bei dieser Gelegenheit der
Hauptmann von Otten, der Lieutenant Miesig. Leicht
der Major Großgebauer, der Oberlieutenant Moli-
tor, der Lieutenant Padberg; an unteroffizieren und
Soldaten, 30 Mann getödtet und verwundet.