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für die Nürnberger die Aufbewahrung der Reichskleinodien, die
sich nunmehr in der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien befinden.
Das Hochstift Würzburg erscheint als Herzogtum, nachdem
die Bischöfe Mitte des 15. Jahrh. sich Herzoge von Ostfranken nannten.
Dürch Erbauung prachtvoller Kirchen und Gründung einer Univer-
sität wurde Kunst und Wissenschaft auch hier treulich gepflegt. Der
Dichter Walther v. d. Vogelweide liegt in Würzburg begraben
Das Herzogtum Schwaben wurde nach dem Aussterben der
Hohenstaufen vielfach zerstückelt. Die zwischen Iller und Wertach ge-
legenen welfischen Güter kamen mit der konradinischen Erbschaft an Bay-
ern (1269), der übrige Teil unseres heutigen Schwabens zerfiel in
das Hochstift Augsburg, die Abtei Kempten, die Mark-
grafschaft Burgau, die Grafschaften ÖOttingen und Pap-
penheim, die Reichsstädte Augsburg, Donauwörth, Din-
kelsbühl, Kaufbeuern, Kempten, Lindau, Memmingen,
Nördlingen und die Gebiete der schwäbischen Reichsritter-
schaft. — Die Reichsstadt Augsburg erhielt durch Ludwig d. B.
besondere Vergünstigungen für die Treue, mit der sie ihm anhing.
Wie in Nürnberg, so gab es auch hier wegen des Stadtregiments
Streit zwischen den Patriciern und Zünften, und letztere erhielten das
Recht der Mitverwaltung da wie dort. Augsburg war weit und breit
berühmt durch seine Erzgießereien und um seiner Weberei willen,
die besonders durch die Fugger blühte. Diese stammten von einem
einfachen Leineweber und brachten es durch Fleiß, Sparsamkeit und
glückliche Unternehmungen, namentlich durch Ausbeutung von Kupfer-
bergwerken in Ungarn und Tyrol, zu ungeheurem Reichtum. Ihre
Schiffe segelten auf allen Meeren und stellten Handelsverbindungen
mit den fernsten Weltteilen her. Das Geschlecht der Fugger wurde in
den Grafen= und Fürstenstand erhoben und blüht heute noch. Von
einem Ahnen desselben erzählt man die Anekdote, daß er beim Besuche
des Kaisers Karl V. dessen Schuldbriefe zum Anschüren eines Zimmt-
feuers verwendet habe. Diesem Geschlechte dankt Augsburg die Fug-
gerei, 106 zusammengehörige Häuschen, die gegen wenig Zins an
geringbemittelte Leute vermietet werden.
10.
Bayern war zu Ende des Mittelalters trotz der vielen Teilungen
und Länderverluste eines der mächtigsten deutschen Herzogtümer. Die
unter den Wittelsbachern erblich gewordene und bedeutend erweiterte
Herzogsgewalt war nur durch die Landstände einigermaßen beschränkt.
Schon unter Ludwig d. B. und Otto III. erhielten die Geistlichen,
Grafen, Ritter und freien Städte für Bewilligung einer von ihren
Lehensleuten zu zahlenden Steuer urkundlich Steuerfreiheit ihrer eigenen
Güter und eigene Gerichtsbarkeit in niederen Straffällen zugesprochen.
Durch die erlangten Freiheitsbriefe erhielten die Edlen und Freien