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Herzog aus ihrer Mitte und gehörten zum „Heerbann,“ mußten aber
selbst für ihre Waffen und ihre Verpflegung sorgen. Alle Freien
zusammen bildeten die Volksgemeinde, welche jedes Frühjahr zum
Landtag und zur Heerschau berufen wurde. Die Erschienenen brachten
dem Herzog freiwillige Geschenke; Steuern gab es noch nicht.
Die Unfreien bewirtschafteten die Güter der Freien und waren
samt ihren Nachkommen diesen dienstpflichtig. Zu ihnen gehörten
auch die Leibeigenen oder Sklaven, meist Kriegsgefangene, die von
ihren Herren gekauft und verkauft wurden. Sie verrichteten die
niedrigsten Arbeiten und stellten die nötigen Geräte für Haus und
Feld her; denn eigentliche Handwerker gab es noch nicht. Der letzte
Herzog aus dem Hause der Agilolfinger war Thassilo II. Erst fünf-
zehn Jahre alt, mußte er dem Frankenkönig Pipin den Eid der
Treue leisten. Als er sich von der fränkischen Oberherrschaft loszu-
machen suchte, wurde er von Kaiser Karl dem Großen (Sohn
Pipins) abgesetzt (788). Er mußte für sich und seine Nachkommen auf
Bayern Verzicht leisten und mit seiner Familie in ein Kloster ziehen.
So wurde Bajuarien eine fränkische Provinz.
3.
Als Provinz des großen Frankenreichs hatte Bajuarien keine
eigenen Herzoge mehr, sondern stand (von 788—911) unter der
Herrschaft der Karolinger, der Nachfolger Karls d. Gr. Dieser setzte
über Bajuarien seinen Schwager als Statthalter, ernannte für
die einzelnen Gaue Gaugrafen als Verwalter und Richter und
sandte von Zeit zu Zeit Königsboten, die ihm über die weltlichen
und geistlichen Zustände berichten mußten.
Im Osten Bajuariens wohnten damals die Avaren, ein wildes
Volk, das schon öfter über die Grenze des Frankenreiches hereingebrochen
war. Karl d. Gr. unternahm mehrere Feldzüge gegen diese räuberischen
Horden, vernichtete sie und brachte das Land zwischen Enns und Raab
als Ostmark zu Bajuarien. Bajuarier bauten die verödeten und
verwüsteten Felder an, und ein bajuarischer Markgraf verwaltete das
errungene Gebiet.
Zu Ende des Jahres 800 zog Karl d. Gr. nach Rom, um die
Feinde des Papstes zu strafen, und dieser setzte ihm dafür am Weih-
nachtsfeste während des Gottesdienstes in der Peterskirche die römische
Kaiserkrone aufs Haupt.
Karl d. Gr. begründete dadurch, daß er die Bischöfe von Abgaben
befreite und ihnen eigene Gerichtsbarkeit und andere Rechte verlieh,
deren Ansehen und Macht. Die bayrischen Bistümer: Freifing, Re-
gensburg und Passau waren dem Erzbischof von Salzburg unterge-
ordnet. Die Geistlichkeit war zu jener Zeit und noch Jahrhunderte
später der Träger der Bildung und Kunst. Der große Kaiser war
für die Volksbildung treu besorgt und errichtete überall Lehranstalten.