23. und 24. März. Leichenbegängnis der gefallenen Soldaten. 43
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lassen, welches die Insulten des Pöbels habe ungestraft hin-
nehmen müssen uff.
Den 24. Heute in aller Frühe, um 6½ Uhr, fand das
Leichenbegängnis der 14 im Kampfe des 18. März ge-
bliebenen Soldaten auf dem Invaliden-Kirchhof statt. Die
Leichen waren auf 6 große Leichenwagen gelegt 1) und wurden
von der Unteroffizier-Kompagnie und mehreren Offizieren in
Uniform und Bürgerwehr gefolgt. Kuch Deputationen der
Stadt und deren NKorporationen hatten sich eingefunden. Der
Prediger Siehe hielt die Gedächtnisrede. — Es war ein großer
demokratischer ärger, daß es so wenig gefallene Soldaten
waren, und man ließ sich nicht abstreiten, die andern Ge-
bliebenen wären heimlich begraben worden, oder man ver-
schwiege deren Anzahl.2)
Ich war den Uag über wieder auf dem Schlosse, auch
zum Diner in der halle, wo ich an einem kleinen Tisch mit
Minister Graf Arnim und v. Rohrs) saß. Es war eben
Ministerberatung gewesen; es waren die traurigen Uachrichten
aus Schlesien eingelaufen, wo die Gutsherren zu Konzessionen
gezwungen oder die Schlösser verbrannt werden.
Den 25. Ich war die Nacht wieder auf dem Schloß ge-
blieben. Der König fuhr nach Potsdam, tehrte aber zurück,
um die TLeute daran zu gewöhnen, und dann, wie geschah,
ganz von Berlin entfernt zu bleiben. Man erfuhr heute,
1) Die Zahl 6 gibt die „Spenersche Zeitung“, der Bericht der
„Vossischen Ztg." spricht von 8 Wagen, beide von 15 Leichen. Natzmer,
Unter den Hohenzollern III, 211, spricht von 18 Särgen.
2) Die „Spenersche Zeitung“ teilte am 27. ihren Lesern mit, daß
sich die Zahl der Toten und Vermißten des Militärs auf 1105 belaufe.
2) Kriegsminister.