Full text: Die Gründung des Deutschen Ordenstaates in Preußen.

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das heidnische Volk sich wohl zuweilen, so lange der mächtige Feind 
vor Augen war, unter das fremde Joch und den fremden Glauben 
gebeugt. Aber kaum hatten die Polen die Heimkehr angetreten, so 
standen die eben Getausten in wildem Trotze auf, den christlichen 
Nachbarn furchtbarer, als zuvor. In verheerenden Zügen brachen 
sie dann in Masovien ein und nahmen für die erlittene Schmach 
blutige Rache. Immer drohender wurde ihre Nähe, immer ohnmäch- 
tiger das Polnische Reich. Die inneren Kriege, die nach der Landes- 
theilung unter Boleslaw's III. Söhnen ausbrachen, gaben die nörd- 
lichen Provinzen der Mord= und Raublust der Preußen vollends hin, 
und Konrad, welchem um das Jahr 1207 Masovien zugefallen war, 
konnte zufrieden sein, wenn es ihm gelang, das Kulmerland, das 
einzige Gebiet, welches während der verschiedenen Kriegszüge in eine 
gewisse Abhängigkeit von Polen gekommen zu sein scheint, zu behaup- 
ten. Doch nicht einmal von einem Versuche, den er dazu gemacht 
habe, wird uns berichtet; vermochte er doch kaum, das Herzogthum 
selbst gegen die Preußen zu vertheidigen. An eine Unterwerfung die- 
ses Volkes unter Polen kounte nicht mehr gedacht werden. Freilich 
schien dadurch auch die Aussicht, daß das Christenthum bei densel- 
ben Eingang finden werde, in ferne Zeiten gerückt zu sein. 
Da erwachte in der Seele eines Cisterciensers — Christian ist 
sein Name — die edle Begeisterung, sich der Bekehrung des heidni- 
schen Volkes zu weihen. In dem unfern Danzig gelegenen Kloster 
Oliva lebend, hatte er Veranlassung genug, die Armuth des Volkes 
jenseits der Weichsel zu beherzigen und brannte vor Verlangen, ihnen 
den christlichen Glauben und mit ihm Frieden und Wohlfahrt zuzu- 
wenden. Vor Allem fühlte er sich gedrungen, zu einem so großen 
Werke Sendung und Segen vom Papste zu erlangen, und zog daher, 
von einigen Ordensgenossen, die sich ihm zu dem nämlichen Werke 
angeschlossen hatten, begleitet, im Jahre 1209 nach Rom. Es war 
für Innocenz III. ein erhebender Anblick, die fernher gekommenen
	        
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