Für die Ansprüche der Invaliden, der Witwen und der Waisen von
Kriegsteilnehmern hat man 1871 einem Reichsinvalidenfonds 561 Mil-
lionen Mark überwiesen. Das war schon für damalige Verhältnisse unzu-
länglich. Nicht nur, daß die damals gewährte Versorgung so dürftig war,
daß man von wenig mehr als von Almosen sprechen konnte, es hat sich
der Reichsinvalidenfonds auch als zu gering ausgestattet erwiesen, und er
hat seither aus anderen Mitteln beträchtlich vermehrt werden müssen. Dieser
Zuschuß wird auf etwa 300 Millionen Mark geschätzt. Legt man nun
zugrunde, daß die heutigen Verluste der Gesamtzahl nach rund viermal so
stark sind wie 1870/71, daß schon nach den bisherigen Gesetzen gegen 1871
die Rentenhöhe nahezu verdoppelt worden ist, und daß der Krieg bisher fast
noch einmal so lange dauert wie der Deutsch-Französische, so ergibt sich schon
für die bisherige Dauer des Krieges ein Invalidenfonds, der ungefähr mit
14 Milliarden Mark ausgestattet werden müßte. (561 + 300 XxX 4X2
13 776 Millionen Mark.)
Im Laufe der letzten dreißig Jahre sind staatliche Verwaltungsauf-
gaben in immer steigendem Maße den Gemeinden übertragen worden, und
das Aufblühen der großen Städte Deutschlands hat die Gemeindeverwal-
tung zu einem an Bedeutung ständig zunehmenden Bestandteil unseres
Staatswesens gemacht. Auch die Gemeinden des Deutschen Reiches haben
durch den Krieg durchweg beträchtlichen Schaden erlitten. Abgesehen von
der bereits erwähnten Zerstörung und Beschädigung von Gemeindeeigentum
in den Grenzgebieten, haben wohl alle deutschen Gemeinden infolge des
Krieges erhebliche Einbuße an ihren Steuern und sonstigen Verwaltungs-
einnahmen erlitten, haben dagegen durch die reich entwickelte AUnterstützungs-
und Hilfstätigkeit Summen aufwenden müssen, welche den städtischen Haus-
halt außerordentlich schwer treffen würden, wenn sie den Gemeinden end-
gültig zur Last fielen. #ber die durch das Gesetz vorgeschriebenen Beträge
hinaus haben die deutschen Gemeinden allenthalben reichliche Unter—
stützungen an die Angehörigen von Kriegsteilnehmern gezahlt und durch die
verschiedensten sonstigen Maßnahmen erhebliche Ausgaben gehabt. Welche
Summen hier in Frage kommen, läßt sich natürlich zur Zeit noch gar nicht
übersehen. Daß sie aber, wenn auch nicht in die Milliarden, so doch in
Hunderte von Millionen gehen, dürfte außer Zweifel sein. Hat doch z. B.
die Stadtgemeinde Charlottenburg in der Zeit vom 1. August 1914 bis
zum 31. März 1915 aus eigenen Mitteln für Unterstützungen und andere
aus Anlaß des Krieges gebotene Hilfstätigkeit 2 567 100 Mark ausgegeben!
Stellt man die durch den Krieg herbeigeführte Erhöhung der Gemeinde-
lasten für die Zeit bis zum 1. Oktober 1915 mit rund 1 Milliarde in Rech-
nung, so wird man eher zu niedrig als zu hoch gegriffen haben.