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nur einen unsicheren Anhalt, wieviel Reichsdeutsche in England und seinen
Kolonien gelebt haben. Für das Jahr 1901 betragen die Zahlen der in
Deutschland Geborenen für
Großbritannien 53 402
Kanada 27 302
Britisch-Indien 1 696
Australien 42 671
125 071.
Man darf also den Bestand an Reichsdeutschen in dem uns jetzt feind-
lichen Ausland einschließlich Großbritanniens für die Zeit um 1900 auf
mindestens rund 400 000 schätzen. Diese Zahl bat sich in den anderthalb
Jahrzehnten, die seither vergangen sind, sicher erheblich vermehrt.
Will man den Wert dieser Zahl richtig ermessen, so darf man die
Ziffer nicht ohne weiteres der der Einwohnerschaft des Reiches gegenüber-
stellen, wonach auf etwa 175 Inlandsdeutsche ein Stammesgenosse aus
dem feindlichen Ausland käme. Gerade hier darf man nicht nach der Zahl
urteilen. Unter den Auslandsdeutschen sind infolge der schwierigeren Ver-
hältnisse, unter denen sie leben, Begabung, Fleiß, Arbeitskraft, aber auch
das völkische Selbstbewußtsein besonders stark entwickelt; und die dort lebhaft
ausgebildete Empfindung, Vorkämpfer deutschen Wesens in der Fremde zu
sein, hat allenthalben in der Welt im Auslandsdeutschtum eine Gesinnung
erstehen lassen, die oft sehr viel reichstreuer und reichsfreudiger ist, als wir
sie innerhalb der sicheren Grenzen unseres eigenen Staatsgebietes finden.
Wie groß auch die wirtschaftliche Bedeutung des Auslandsdeutschtums
ist, dafür mögen einige Zahlen genannt werden, die der Verfasser dieser
Schrift in seiner Tätigkeit als Hauptausschußmitglied des Vereins für das
Deutschtum im Auslande zusammenzustellen Gelegenheit gehabt hat und die
gerade für den Kriegsschaden in Betracht kommen.
Ein Teil der aus dem feindlichen Ausland geflüchteten Reichsdeutschen
hat bei der Geschäftsstelle des genannten Vereins in Berlin seine Ent-
schädigungsansprüche angemeldet und dabei angegeben, welche Vermögens-
werte er im feindlichen Ausland zurückgelassen hat und welches Arbeits-
einkommen ihm durch den Krieg entzogen worden ist. Von diesen An-
meldungen sind für Belgien 212 und für Paris 292 Protokolle geprüft
und es ist daraus folgendes errechnet worden:
Die 212 Anmeldungen aus Belgien ergaben an Vermögenswerten,
die im Ausland zurückgeblieben waren:
3 382 932 Mark.
Die Anmeldenden hatten — wobei die mit kurzen Kündigungsfristen an-
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