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96 IX. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freiheit.
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kann!“ und das Heer wirft sich in die wildeste Flucht. Mit lautem
Jubel setzen die Preußen unter General Gneisenau dem Feinde nach
und machen reiche Beute. Kaum entrinnt Napoleon ihren Händen:
seinen Reisewagen, dem er entsprungen, samt Hut, Mantel und Degen,
Orden und Kleinodien muß er zurücklassen. Als Flüchtling kommt er
nach Paris; sein Heer ist vernichtet.
4. Die siegreichen Heere der Verbündeten rückten ihm aber
nach, zogen am 7. Juli 1815 zum zweitenmale in Paris ein, und
Napoleon wurde von neuem abgesetzt. Seine kriegerische Laufbahn
war zu Ende. Die Verbündeten schickten ihn in die Verbannung nach
der einsamen Felseninsel St. Helena, mitten im atlantischen Ozean,
woselbst er nach sechs Jahren starb.
95. Der Deutsche Bund.
1815.
Kein Friedenswerk hätte vermocht, was Napoleon mit roher
Hand vollbrachte: die vielen kleinen, reichsunmittelbaren Länder und
Ländchen, geistlichen und weltlichen Herrschaften von ehedem, die der
deutschen Einheit so hindernd im Wege standen, haben durch ihn zum
größten Teile ihre Selbständigkeit verloren. Deutschland wurde auf
dem Wiener Kongresse, der den Freiheitskriegen folgte, als Staaten-
bund von 39 Staaten geordnet; Ostreich, Preußen, Bayern, Hannover,
Sachsen und Württemberg waren die größten davon. Hannover erhielt
den Titel Königreich, da der Kurfinstentitel setzt bedeutungslos für
Deutschland war. Die gemeinsamen Angelegenheiten besorgte die
Bundesversammlung oder der Bundestag zu Frankfurt am Mainj
Östreich führte dabei den Vorsitz. Alle Bundesglieder versprachen, mit-
einander gegen jeden Angriff zu stehen, und wenn der Bundeskrieg
erklärt sei, keine einseitigen Verhandlungen mit dem Feinde einzugehen.
Sie wollten sich nicht untereinander bekriegen, sondern ihre Streitig-
keiten bei dem Bundestage schlichten lassen. Im Bundestage hatte
Bayern 4 Stimmen. Zum Bundesheere mußte es 35000 Mann
stellen. Die Kaiserwürde wurde vorläufig nicht wieder hergestellt.
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96. Friedenswerke des ersten bayerischen
Königs.
1. Dem König Maximilian I. war es beschieden, das Ringen
des bayerischen Volkes nach Einheit und Freiheit fördern zu können.
An seinem Minister dem Grafen Marx Joseph von Montgelas fand
er einen tüchtigen Berater. Das ganze Königreich ward damals zur
bessern Regierung in acht Kreise geteilt, die man nach ihren Haupt-
flüssen benannte. Die Verhältnisse der katholischen und der protestantischen